Azubi Pflichten – Azubi Rechte. Arbeitgeber und gerade Fachkräfte mit der Befähigung zum Ausbilden nach AdA haben es deshalb nicht leicht mit ihren Schützlingen. Wie kommt das? Alt gegen jung, Ausdruck der Unternehmenskultur, verzogene Jugend oder schrulliges Alter? Diese Kategorien helfen dabei nur begrenzt bei der Ursachenforschung, warum es in einigen Betrieben knirscht. Wir gehen in diesem Artikel deshalb auf Spurensuche zu Azubi Pflichten, Rechten und Ärger.
Inhaltsverzeichnis
Azubi Pflichten: Lehrjahre sind nicht zum Spaß
Denken Sie gerade an Ihre eigene Lehrzeit zurück? Mit guten, schlechten oder gemischten Gefühlen und möchten deshalb einiges anders machen? In Ihrer Ausbilder-Ausbildung haben Sie alles notwendige zu Lerntypen, Lehrmethoden und der praktischen Unterweisung gelernt. Ein wichtiger Punkt war dabei die individuelle Situation und das Eingehen auf Ihre Auszubildenden, nicht wahr?
Gerade heute kämpfen Azubis mit anderen Problemen als Sie zu Ihrer Zeit, da reichen wenige Jahre Abstand. Ständige Erreichbarkeit, familiäres Umfeld, behütetes Aufwachsen und Informationsflut auf allen analogen und digitalen Wegen sind eine Herausforderung. Ein Altersunterschied zu Kollegen und Chef/Chefin verschärft unterschiedliche Ansichten – ohne Kommunikation im Team wird es deshalb schwierig.
Halten Sie von Anfang an fest, was Ihre Erwartungen und Angebote an Auszubildende sind – und reden sie darüber! Erwarten Sie, dass der Auszubildende den Müll zur Tonne bringt, sagen Sie es. Wollen Sie Azubis von Anfang an in alle geschäftlichen Prozesse einbinden, schaffen Sie die Grundlagen: Wo sind Utensilien und Informationen, wie sind die Standards für die Arbeit und wie viel Freiheit gibt es? Manche Auszubildende bremsen Sie mit Regeln, wenn nötig, andere locken Sie mit kniffligen Aufgaben aus der Reserve. Die individuelle Ausbildung richtet sich nach dem Entwicklungsstand der Person, den Vorkenntnissen und vorhandenen Ängsten und Unsicherheiten.
Was sind die typischen Azubi Pflichten?
Der Ausbildungsvertrag ist eine besondere Form des Arbeitsvertrags: Denn Sie erklären sich bereit, die praktische Lehre im Betrieb zu übernehmen und ein Ausbildungsgehalt zu zahlen. Die Voraussetzung zum Ausbilderschein ist die eigene Ausbildung im Beruf oder langjährige Berufserfahrung mit Abschluss der AdA-Prüfung. Sie formen schließlich als Ausbilder den jungen Menschen, bringen Ihr Handwerkszeug bei und tragen Verantwortung für das passende Lernumfeld in der Handwerksausbildung.
Auszubildende haben deshalb auf der anderen Seite einen Anspruch auf ordentliche Ausbildung mit verschiedenen Pflichten: Anwesenheit im Betrieb und in der Schule, Lernwille und Motivation und auf Ausbildungsniveau Einbindung der eigenen Arbeitskraft in den Betrieb.
Azubi Rechte
In den Lehrjahren vergessen viele leicht, dass Auszubildende einen gewissen Schutz genießen, gerade wenn sie nicht volljährig sind. Pausenzeiten, Zeiterfassung, Schichtplanung, körperliche Arbeit – gerade hier kommt es gerne zur Verwirrung, wenn Azubis die Tragweite nicht kennen. Für uns in einer Altersstufe über Mitte zwanzig ist es normal, in ein Auto zu steigen und Lieferungen auszufahren. Versetzen Sie sich in einen jungen Menschen als Fahranfänger oder mit wenig Fahrpraxis mit einem fremden Auto und unbekannten Adressen.
Das entbindet nicht von notwendigen Aufgaben, das nötige Verständnis schafft ein vertrauensvolles Verhältnis im Betrieb. Nehmen Sie die Sorgen Ihrer Auszubildenden ernst und geben Sie Tipps – Sie haben einen Anteil an der Entwicklung eines Menschen! Jeder wächst an seinen Aufgaben.
Einen Auszubildenden nicht ausnutzen oder als Fußabtreter zu nutzen, versteht sich aus der Verantwortung heraus. Gerade in eingespielten Teams kann es vorkommen, dass die Motivation langjähriger Mitarbeiter übergreift. Ein Azubi erlernt erst seine Grenzen für Pausen, Erholung, Leistungsfähigkeit. Aus diesem Grund ist es ratsam, die eigene Haltung zu prüfen und im Idealfall zu Beginn Regelungen schriftlich festzuhalten. Zeiterfassung hilft bei der datengestützten Überprüfung der eigenen Zeiten. Eine Entwicklungskurve zeigt die persönliche Belastungsgrenze im Normalfall und hilft beim Aufspüren von Problemen.
Azubi Pflichten
Der Auszubildende im zweiten Jahr macht im Rahmen seiner Aufgaben einen Fehler und kostet den Betrieb einen fünfstelligen Betrag. Der Inhaber begrenzt den Schaden, verpasst dem Azubi eine halbstündige lautstarke Ansprache und die nächsten Wochen gibt es Hilfsaufgaben.
Warum hatte der Auszubildende die Möglichkeit ohne Kontrollinstanz einen Fehler dieser Größenordnung zu begehen?`
Auszubildende erfüllen Ihre Pflichten in der Schule, im Betrieb und zu Hause. Als Arbeitskraft sind sie im Unternehmen, bekommen Unterweisungen und – nach Kenntnisstand – Pflichten übertragen. Es bleibt wichtig dabei Rahmen und Grenzen zu stecken, um den Azubi, den Betrieb und das Team vor Gefahren zu schützen.
Pflichtbewusstsein, Motivation und das Einhalten von Regeln sind notwendige Eigenschaften. Als Arbeitskräfte in Ausbildung ist es Standard, unwichtigere Aufgaben zu übernehmen, um die Mitarbeiter zu entlasten. Es sind keine Herrenjahre. Kein gutes Team erwartet vom Azubi Dinge, die nicht jeder machen würde.
Hier ist Empathie wichtig, um die Motivation auch für ungeliebte Tätigkeiten hoch zu halten. Azubi Pflichten sind Pflichten und mit Kommunikation leichter zu akzeptieren.
Azubi Pflichten in verschiedenen Betrieben
Möchten Sie, dass Sie in der Bank der werdende Bankkaufmann am ersten Ausbildungstag zu Investitionen im sechsstelligen Bereich berät?
Die Azubi Pflichten unterscheiden sich von Betrieb zu Betrieb: direkt an den Kunden oder die ersten Wochen Unternehmenshandbuch studieren und zugucken. Viele Ausbildungsbetriebe haben dafür ein Schema für die Einarbeitung.
Ihre Aufgabe als Ausbilder beginnt weit vor der Stellenanzeige. Welche Einheiten der Ausbildung sind in welchen Zeiträumen durchzunehmen? Wie sind die Aufgaben festgelegt? Gibt es klare Anweisungen? Welche Motivation, Fähigkeiten und Stärken brauchen Sie deshalb in einem Kandidaten? Wie stehen Ihre Mitarbeiter zu Auszubildenden? Hat außer Ihnen noch jemand einen Ausbilderschein? Können Sie Ihre Mitarbeiter durch Coaching Kata als Hilfe entwickeln? Sind Funktionen und Positionen im Betrieb und für die Ausbildung klar verteilt?
Wenn es in der Ausbildung hakt
In vielen Unternehmen kommt der Punkt, wenn es mit Auszubildenden, Praktikanten oder Werkstudenten kriselt. Woran liegt das? In den meisten Fällen gibt es Störungen der Erwartungshaltung oder der Kommunikation von beiden Seiten. Junge Menschen in Ausbildung sind unsicher, was ihren Platz, ihre Fähigkeiten oder Erwartungen an sie angeht oder rebellieren wie Teenies. Ausbilder, Teammitglieder oder Vorgesetzte vergessen Informationen, weil sie eine Selbstverständlichkeit darstellen. Ist im privaten Umfeld ein Problem, braucht es keine Ursachen innerbetrieblich um sich auf diesen auszuwirken.
Ursachensuche
Es braucht viel Feingefühl, um die Ursache von Problemen mit Azubis zu finden. Für ruhige Gespräche ist wenig Raum und bei privaten Problemen ist es im Normalfall nicht die Verantwortung des Ausbilders. Zu den Azubi Pflichten gehört es, seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Wenn das Privatleben dazwischenfunkt, kann eine neutrale Position bei der Erdung helfen. Entscheiden Sie sich frühzeitig, wie Sie mit Ihren Auszubildenden umgehen, um klare Strukturen zu schaffen.
Liegt es an der Ausbildung oder an Mitarbeitern brauchen Sie einen kühlen Kopf, um neutral zu bleiben. In den meisten Fällen stecken falsche Erwartungen an die Ausbildung oder Arbeit hinter Unzufriedenheit. Zieht sich das in das Arbeitslebens, startet hier die Karriere eines schwierigen Mitarbeiters. Ein ruhiges Gespräch, Wechsel der Perspektive und Fragen nach dem gefühlten Unterschied zwischen Erwartung und Realität helfen beim Geraderücken. Als Training eignet sich der Schritt zurück aus der emotionalen Situation gleichzeitig für schwierige Kundengespräche.
Wichtig: Sie packen Ihre Auszubildenden nicht in Watte, sondern heben das Gespräch auf eine neutralere Ebene, um Ursachen zu finden.
Kommunikationsebene in der Ausbildung
Lean Leader und tolles Arbeitsklima und Sie wissen nicht, ob die Hälfte Ihrer Ansagen ankommt? Sie sind nicht alleine mit diesem Problem.
In jedem Betrieb sind die Kommunikationswege unterschiedlich: per Mail, Messenger, per Telefon oder direkt von Tür zu Tür. Das gleiche gilt für Inhalte: freundschaftlich-offen, reduziert aufs Wesentliche oder im bunten Mix je nach Situation.
Es ist äußerst schwer, einem jungen Menschen zu vermitteln, welche Kommunikation passt. Gerade bei Problemen treffen Sie auf eine Mauer aus Schweigen oder Abwiegeln, aus den unterschiedlichsten Gründen. Hier gilt es dennoch einen sicheren Rahmen zu schaffen, alles bleibt unter vier Augen und Ohren und wertfrei. Das Ziel ist es, Probleme auf den Tisch zu legen und ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Gibt es eine Vertrauensperson, ziehen Sie diese heran.
Bewährt hat sich die Erklärung vor Gesprächen, ähnlich wie in der praktischen Unterweisung: Warum, was, wie und mit welchem Ziel? Der Spagat zwischen Anweisung und Zuhören ist für Ausbilder schwer, gerade weil es kein Patentrezept gibt. Die einen Auszubildenden trauen sich kein Wort sagen, die anderen quasseln ohne Unterlass. Finden Sie gemeinsam den richtigen Weg!
Aktives Zuhören
Einen Extrapunkt neben der Kommunikationsebene setzen wir mit aktivem Zuhören. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihrem Auszubildenden zuzuhören, besonders bei Verständnisproblemen. Andererseits weisen Sie auf die Azubi Pflichten hin, konzentriert hinzuhören. Diese Fähigkeit kann jeder trainieren. Bewährt hat sich die eigene Zusammenfassung des vorher Gehörten. Eine mitgeschriebene Notiz ermöglicht das spätere Nachvollziehen und spart allen unnötige Nachfragen.
Bei Aufträgen erfragen Sie nach Ausbildungsstand das Vorwissen und bauen Ihre Anweisung darauf auf. Wenn Sie keine Zeit haben, sagen Sie das. Sinnvolle Teamkommunikation und Wissensvermittlung sind wichtige Faktoren für einen reibungslosen Betrieb.
Verbessern statt Ärgern
Motzen und meckern über Aufgaben, Schule oder anderes? Führen Sie in Ihrem Betrieb eine Regel ein, beispielsweise für lautstarkes Beschweren, wenn etwas nicht klappt. Unmut loswerden ist wichtig, ändert aber langfristig nichts. Wenn Sie kontinuierliche Verbesserung vorantreiben, hilft eine Vereinbarung, wie diese, zur Optimierung. Frust darf raus und alle wandeln ihn sinnvoll um. Zu den Azubi Pflichten gehört es ebenfalls, sich einzubringen – ganz nach Betrieb. Fordern Sie alle wie in der Verbesserungs Kata heraus, neues auszuprobieren. Eigenverantwortung wächst mit der Möglichkeit. Scheitert eine Ausbildung durch Neuorientierung des Ladens oder des Auszubildenden, halten Sie diese Punkte für das nächste Mal fest! Selbst wenn Sie dem Azubi kündigen, nehmen Sie die Erfahrung mit!
Azubi Pflichten: Wie geht es weiter?`
Probleme mit Auszubildenden haben eine große Bandbreite und sind in beinahe jedem Unternehmen zu finden. Solange Sie einen kühlen Kopf bewahren, schaffen Sie das! Ihre Auszubildenden sind Arbeitskräfte und gleichzeitig Schüler – meistens in einem Alter ohne gefestigte Persönlichkeit. Fragen Sie nach Fähigkeiten, Talenten und Vorlieben und binden Sie diese ein – wenn es betrieblich passt. Gerade Social Media Arbeit und Internet Marketing sind Optionen für einen Auszubildenden, wenn Sie im Vorfeld den notwendigen Rahmen stecken. Die Ausbildung ist ein geschützter Bereich und die Fehlerkultur für Auszubildende dient der Verbesserung und als Basis für Lerneinheiten.
Mit bestem Gruß aus Bayreuth,
Axel Schröder
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