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Das große Bäckersterben – aufwachen, Ihr Bäckersleut!

Das große Bäckersterben

Das große Bäckersterben? Am 12.12.2013 erschien im Nordbayerischen Kurier ein Beitrag über den Überlebenskampf einer Bäckerin in Mistelgau. Sie kämpft gegen den schier übermächtigen Goliath in Gestalt einer Oberpfälzer Filialbäckerei, die in direkter Nachbarschaft zum Traditionsbäcker in einem ReWe-Markt eröffnet hat.

Das tägliche Bäckersterben…

Die Auswirkungen dieser neuen Konkurrenz spüren nach dem Zeitungsbericht auch alle anderen Bäcker, sogar bis in die Nachbardörfer wie Obernsees.

Vorbildlich werden im Zeitungsbericht die üblichen Phrasen wie „Positionierung durch Qualität“ etc. gedroschen, es gibt die typischen Mitleidsbekundungen durch den Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks und gute Ratschläge durch den Obermeister der Bäckerinnung Bayreuth.

Soweit so gut, der Artikel in der Zeitung ist durch, zwei Tränen vor Weihnachten sind geflossen und nächstes Jahr sterben weitere Bäcker.

Aber strukturell ändert sich bei den Bäckern nichts – gar nichts! Das Bäckersterben geht weiter, es gibt dann neue Tränen und neue Mitleidsbekundungen.

Meine lieben Bäckersleut, ich hab Euch wirklich gern. Ich bin ein großer Freund des Handwerks, beruflich wie privat. Aber manchmal muß man Euch rein virtuell einen Kübel Eiswasser drüber kippen, damit Ihr endlich aufwacht und begreift, daß Ihr unternehmerisch immer noch im letzten Jahrtausend lebt.

Wacht endlich auf und fangt an nachzudenken, was die richtigen Antworten auf die Anforderungen der JETZIGEN Zeit ist. Das große Bäckersterben muss nicht sein!

Wacht endlich auf und fragt einfach mal andere Unternehmer in anderen Branchen nach Ideen und kocht nicht immer nur im eigenen Saft der Kammern und Verbände.

War eine konsequente Ausrichtung auf handwerkliches Können und Qualität die richtige Antwort zur Positionierung in den 1990er Jahren, ist dies heute die GRUNDVORAUSSETZUNG für das Überleben im Bäckerhandwerk!

Heute gibt es noch ganz andere Dinge, die bedacht werden und Teil einer gesamtheitlichen Strategie sein müssen.

Beispiele für solche Veränderung im Handwerk sind:

  • Zunehmender Eventcharakter beim Einkaufen
  • Lieferfähigkeit außerhalb des eigenen Ladens
  • Sicherung von Vertriebs- und Absatzkanälen
  • Rückeroberung von Verkaufsflächen im Einzelhandel (ja, auch bei den Discountern!)
  • Bedienung von Nischenmärkten
  • Zeitgemäßes Marketing
  • Eingehen von Kooperationen mit anderen Bäckern bzw. ganz anderen Branchen
  • Beobachtung der Konsolidierungsentwicklungen der Branche
  • Optionen zur Vorwärts- bzw. Rückwärtsintegration in der Wertschöpfungskette

Ja, bei den von mir genannten Stichworten geht es um das konsequente Hinterfragen von liebgewordenen Gepflogenheiten und tradierten Ausbildungsinhalten im Zuge der Meisterausbildung im Handwerk.

Liebe Bäcker, niemand erwartet von Euch, dass Ihr alle Finessen der strategischen Positionierung beherrscht. Dafür gibt es Menschen, die das gelernt haben und Euch dabei helfen, diese Themenfelder zu bearbeiten. Aber bitte nehmt endlich diese Angebote ernst und fragt jemanden um Rat der sich damit auskennt, wenn Ihr mit Strategiearbeit Eure Schwierigkeiten habt. Gemeinsam verhindern wir das Bäckersterben!

Bäckersterben verhindern
Bäckersterben verhindern

Zurück zu der konkreten Situation in Mistelgau:

Was hätte man in Mistelgau machen können?

Warum haben sich aber die wenigen Bäcker in der Region nicht zusammengeschlossen, eine eigene Bäcker-GmbH gegründet, den Laden im ReWe selbst gemietet und als Angebot die jeweils besten Produkte aus den Einzelbäckereien angeboten?

Denn das wäre auch für die Kunden ein echter Mehrwert gewesen. Brot von Bäcker X, Brötchen von Y und Kuchen von Z. Alles aus einer Theke. Den Gewinn am Ende des Jahres teilt man nach Anteilen an der GmbH auf. So die spontane Idee.

Aber offensichtlich herrschen eher Erfolgs-Neid und Missgunst unter den traditionellen Bäckern, statt gemeinsam gegen das Bäckersterben in Gestalt des Filialisten zu kämpfen.

Teile und herrsche! Wie wahr, wie wahr. Leider auch im Bäckerhandwerk. Lieber gegeneinander streiten und dann gemeinsam untergehen als gemeinsam nach Lösungen suchen.

Ach ja, falls nach diesem zugegeben impulsiven Artikel doch noch ein Bäckermeister Interesse an Strategie und einem zukunftsorientierten Geschäftsmodell hat, können wir uns gerne mal zusammensetzen. Ich bin, wie bereits geschrieben, ein großer Verfechter des regionalen Handwerks und helfe gerne!

Schauen Sie sich doch mal den Artikel über Feine Organisationsentwicklung an. Es tut nicht mal weh. Versprochen!

Mit bestem Gruß aus Bayreuth,
Axel Schröder

Bildquelle: fotolia, © ikonoklast_hh