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Familienbetrieb übernehmen – wie gehen Sie mit Problemen um?

Familienbetrieb übernehmen © Robert Kneschke

Familienbetrieb übernehmen – ein neues Kapitel beginnt damit für das Unternehmen. Wenn alles gut läuft, sind scheidende Geschäftsinhaber und neue Besitzer zufrieden. Wenn nicht, kann die Übernahme eines Betriebs in der Familie oder von extern für Stress und Probleme sorgen. Wir beleuchten die betriebliche Nachfolge von allen Seiten und sorgen dadurch für klarere Verhältnisse!

Familienbetrieb übernehmen – welche Möglichkeiten gibt es?

Das Lebenswerk schließlich an den eigenen Nachwuchs weitergeben: Diesen Wunsch haben viele Unternehmer und arbeiten hart auf die Übergabe hin, beziehen Nachkommen früh mit ein und schmieden Pläne. Was passiert, wenn das Kind oder die Kinder andere Pläne haben? Externe Übernahme oder doch durch verdiente Mitarbeiter?

Familienbetrieb übernehmen innerhalb der Familie

Neben der Nachfolge in direkter Linie, Eltern zu Kindern, gibt es auch die Übernahme durch Geschwister oder weitere Verwandte. Der Familienbetrieb bleibt dann erhalten und geschützt vor äußeren Einflüssen. Bei der Übergabe an Geschwister lohnt sich dabei eine klare Aufteilung der Geschäftsbereiche. Spätestens in der Folgegeneration fehlt in vielen Fällen außerdem die engere Bindung der Kernfamilie und Unterschiede wiegen schwerer. Einen gut laufenden Familienbetrieb übernehmen bedeutet deshalb neben der Chance, Vergangenes und Zukünftiges zu verknüpfen, die Last der Erwartung tragen: Bei Übernahmen zeigen sich Versäumnisse deutlich, gerade bei Anträgen für Kredite und Förderungen. Digitalisierung mit Datenmanagement, effizientes Arbeiten, Lean Leader statt Patriarch – die Liste zwischen alter und neuer Geschäftsführung ist lang.

Keine geeignete Nachfolge in der Familie

Aus verschiedenen Gründen gibt es doch keine Lösung innerhalb einer Familie. Die Inhaber stehen deshalb vor der Entscheidung:

  • Unternehmen aufgeben
  • betriebsinterne Nachfolge
  • Übernahme von außen.

Neben der Geschäftsaufgabe ist eine passende Nachfolge doch ein großes Projekt, das von allen Seiten Unterstützung braucht. Für Inhaber sind Änderungen dabei schwer vorstellbar, für Jungunternehmer notwendig. Die Fürsorge für die Arbeitnehmer verbietet dagegen in den meisten Fällen den Gedanken an eine Geschäftsaufgabe.
Eine eingehende Prüfung der Möglichkeiten hängt von vielen Faktoren ab: Ehrliche Sicht auf das Unternehmen, Fakten und verlässliche Zahlen, sowie das gute Gefühl, das Unternehmen in verantwortungsvolle Hände zu geben.

Familienbetrieb übernehmen in drei Varianten
Familienbetrieb übernehmen in drei Varianten

Hintergründe für Probleme beim Familienbetrieb übernehmen

Welche Erwartung haben Sie denn an Ihren Nachfolger? Wie sehen Sie dabei Ihr Unternehmenserbe in Zukunft? Haben Sie eine klare Vorstellung? Oder freuen Sie sich auf Ihren Ruhestand und wollen Ihren Betriebe dabei in guten Händen wissen?

Probleme für die Nachfolge: Erwartungen und Wertschätzung

Von beiden Seiten braucht es deshalb eine verträgliche Haltung zur Nachfolge: Jüngere Geschäftsführer arbeiten anders und sorgen für die Anpassungsfähigkeit. Sie haben nicht die Erfahrung des schweren Aufbaus oder einer Gründung, sondern setzen frische Ideen direkt um. Scheidende Unternehmensleiter tragen Verantwortung für langjährige Mitarbeiter und den guten Ruf des Geschäfts. Beide Positionen brauchen Wertschätzung und eine offene Erwartungshaltung beim Familienbetrieb übernehmen. Ausgesprochene Kritik oder radikale Änderungsideen sorgen deswegen schnell für schlechtes Blut.
Die Frage nach dem Unternehmenswert hängt von der eigenen Einschätzung und dabei den Vorbereitungen einer Übernahme ab: Der Inhaber will nicht unter Wert verkaufen, der Nachfolger nicht übermäßig ablösen.

Probleme für die Nachfolge: Emotionen

Abschied, Trauer, Freude auf den Ruhestand – ein Mix verschiedener Emotionen begleitet dann die Lösung vom eigenen Betrieb. Kommt mangelnde Wertschätzung der eigenen Arbeit, des Unternehmenswerts oder Sorge um die betriebliche Zukunft dazu, gestalten sich Übernahmen äußerst schwer.
Auf der anderen Seite brauchen Nachfolger doch ein dickes Feld beim Familienbetrieb übernehmen:

Christoph Hacker ist Sohn des Tischlermeisters und tritt in die Fußstapfen. Er hat ein BWL-Studium und von Klein auf in der Werkstatt mitgearbeitet. Die Möglichkeiten zur zukünftigen Gestaltung des Familienbetriebs reizen ihn, gleichzeitig fürchtet er Konflikte um Änderungen, Autorität und Einmischung. Er braucht die Expertise der Meister als Grundlage der Entscheidungen und gleichzeitig den Rückhalt für die neuen Ideen. Sein Vater ist traurig, dass sein Sohn nicht in der Lehre bei ihm war. Er hat zusätzlich Probleme mit dem neuen Führungsstil und schaut öfter nach dem Rechten. Beim Stammtisch halten ihn die alten Mitarbeiter auf dem Laufenden. Christoph Hack macht dieses Verhalten mehr Probleme, da er sich fühlt, wie ein unmündiges Kind.

Das fiktive Beispiel zeigt verschiedene gegenläufige Probleme in einer Übernahmesituation und die emotionale Auswirkung. Schwieriger sind Annahmen, die nicht auf klaren Aussagen beruhen, sondern Ängste, Erwartungen und Sorgen widerspiegeln.

Probleme für die Nachfolge: unklare Kommunikation

Ihr Kind macht die passende Ausbildung und übernimmt in einigen Jahren Ihren Betrieb! Wann haben Sie das für sich festgelegt? Vor oder nach der Geburt, während der Jugend oder kurz vorm Schulabschluss? Ist das der Wunsch Ihres Kindes? Die individuelle Entscheidung steht in vielen Fällen hinter dem Wunsch der Eltern zurück. Es gibt keine klare Kommunikation über Wünsche und Ziele, im schlimmsten Fall einen schlecht geführten Betrieb ohne intrinsische Motivation.
Ähnliche Probleme treten auf, wenn ein externer Nachfolger und die bisherige Geschäftsleitung nicht Klartext über Wünsche, Ziele und Probleme reden.

Die laut gedachte Überlegung des Nachfolgers: „Wir verändern den Produktionsweg nach Lean Production und schaffen in dieser Ecke eine Shopfloor Management Ecke!“
Der Seniorchef legte mit seinen Mitarbeiter vor acht Jahren die Produktion in der aktuellen Form an und versteht die Aussage: „Was ein Krampf, wir machen hier alles anders!“ Ein Streit über Sinn und Unsinn bricht los.

Hier kommt alles zusammen: Erwartung, Verletzung, fehlender Rahmen der Aussagen, emotionale Aufladung und eine fehlende Linie der Übergabe. Nicht alles, was ein Nachfolger übernimmt, ist für die Zukunft sinnvoll. Nicht alles, was ein Unternehmen ausmacht, braucht Veränderung.

Probleme beim Familienbetrieb übernehmen
Probleme beim Familienbetrieb übernehmen

Wie verhindere ich einen Nachfolgestreit?

Die Einsicht der Situation ist der richtige Beginn: Herzblut, Entbehrung und harte Arbeit wurden ein Unternehmen. Zur Übernahme benötigt es ebenfalls Herzblut, Entbehrung und harte Arbeit – wenn auch in anderen Bereichen. Die individuelle Entwicklung eines Unternehmens ist maßgeblich abhängig von der Unternehmensführung und dem Geschäftsmodell. Kein Betrieb kann ohne Innovation und Anpassung überleben, frischer Wind bedeutet nicht, dass alles Alte schlecht ist.

Mit der richtigen Datenlage den Familienbetrieb übernehmen

Was gehört alles zum Unternehmen? Darunter fallen neben Gebäude, Ausstattung, Lager, CRM-Kundendaten und Partnerkontakte die Kenntnisse, die Mitarbeiterbindung und das Wissensmanagement. Eine gewissenhafte Inventur, ein EAM-Überblick und eine Mitarbeiteraufstellung sind wichtige Säulen für den Unternehmenswert.
Eine genaue Übersicht über den Unternehmenswert hilft Inhabern bei der realistischen Einschätzung der Ablösung. In Familien vermeiden Sie auf diese Weise, falsche Annahmen und böse Überraschungen.

Klare Verhältnisse schaffen

Wollen Sie einen Schnitt oder einen weichen Übergang? Stehen die Mitarbeiter hinter der neuen Führung oder gibt es Probleme beim Familienbetrieb übernehmen? Erwartungen über Zahlen, Verhalten und spätere Führung brauchen klare Richtlinien.
Streit durch fehlende Klärung kann eine Übernahme unmöglich machen oder dem Betrieb im Nachhinein das Genick brechen.
Vermischte Geländeformen mit Wohn- und Betriebseinheiten benötigen weitere Regelungen und notwendige Anpassungen – beispielsweise für den Posteingang. In vielen Bereichen gibt es Seniorchefs, die mit ihrem Schlüssel die Arbeit der „Neuen“ nachkontrollieren. Eine gezogene klare Linie gibt vor, ob es sich hierbei um Hausfriedensbruch oder eine gern gesehene Beratung handelt.
Mit einer Kreativitätstechnik wie der Flip-Flop-Technik erarbeiten Sie im Vorfeld mögliche Probleme und sorgen für ein besseres Ergebnis. Verschiedene Nachfolge-Probleme verhindern Sie mit unserer kostenlosen Checkliste als gute Vorbereitung!

Offene Kommunikation

Zu klaren Verhältnissen gehört eine eindeutige Kommunikation. In der Familie, in der Nachfolge-Verhandlung, zu den Mitarbeitern und Partnern. Arbeiten Sie mit Ich-Botschaften und gehen Sie unsere kostenlose Checkliste durch. Sind Sie sich über Ihre Ängste und Befürchtungen klar wie über Ihre Wünsche und Hoffnungen? Erwartungen sind diffus und für andere Personen schwer erkennbar, deutlich ausgesprochen ermöglichen Sie Absprachen. Glauben Sie uns: Viele Übernahmen scheitern an nicht kommunizierten Erwartungen in der Familie oder im Betrieb.

Nachfolgestreit – wie reagieren?

Es ist passiert: Der Sohn arbeitet in einem anderen Betrieb, bei jedem Treffen kommen die Vorwürfe auf den Tisch! Die Mitarbeiterin, die als Geschäftsführerin in Frage kam, bewirbt sich weg und externe Investoren bieten zuwenig und ändern zuviel. Klassische Probleme in Unternehmen vor einem Generationenwechsel. Jeder Fall ist individuell und braucht eigene Strategien:

Auf welcher Ebene sind alle Beteiligten?

Sind alle Personen auf der sachlichen Ebene oder braucht es klärende Vorgespräche? Gerade in Familien stauen sich Verletzungen lange Zeit und verhindern eine einfache Klärung. Die sachliche Ebene hilft, von Verletzungen Abstand zu nehmen oder eine kurze Pause einzulegen.

Eine Übergabe ist für niemanden eine leichte Sache. Achten Sie auf die Existenzberechtigung verschiedenster Gefühle. Wahrnehmen und und Betrachten ist ein Weg, wieder auf die sachliche Ebene zurückzukehren.

Fakten nicht Meinungen

Arbeit und Psyche sind zwei verschiedene Bereiche, die gemeinsam besonders gut oder katastrophal zusammen wirken: Eine Befürchtung greift schnell Raum und verselbstständigt sich. Gerade bei der Sorge um das Lebenswerk existieren viele Ängste, die Sie durch klärende Gespräche und vereinbarte Leitlinien bändigen.

„Habe ich die Mitarbeiter auf meiner Seite? Oder geben Sie alles ungefiltert an die Seniorchefs weiter?“ – Ängste und Befürchtungen gibt es von beiden Seiten.
Eins haben beide gemeinsam: Solange niemand mindestens eine Andeutung macht, sind diese Szenarien Meinungen ohne Bestand. Eine ordentliche Faktenlage statt Vermutungen ist die Basis des Konfliktmanagements.

Mediator hinzuziehen

Nichts geht mehr und es sah vorher stimmig aus? Was lief schief und welche Lösungsversuche gab es? Bei allen Beteiligten ist ein Gefühl des Bedauerns mit Wut oder Enttäuschung spürbar – es gibt Hoffnung! Manche Konstellationen brauchen Hilfe und Klarheit von außen. Das kann die Stimme der Vernunft des Bankberaters oder der Anwältin sein. Geschäftsfreunde oder der Friseur – professionell ist es der Mediator, der von verschiedenen Stellen angefordert werden kann. Durch Training und Erfahrung des Mediators bekommen Nachfolge-Probleme neue Impulse und eine neutrale Ebene.

Vom Streit zur friedlichen Einigung
Vom Streit zur friedlichen Einigung

Einen Familienbetrieb übernehmen – keine leichte Entwicklung!

Gerade KMU und Handwerksbetriebe bestehen in vielen Fällen seit Generationen. Erwartungen wiegen schwer auf den Nachfolgern, die sich anderen Problemen als früher stellen. Verlockender Ruhestand oder Sorge um die Zukunft des Betriebs treibt Seniorchefs um, oftmals wechselnd.
Eine klare Aufteilung von Geschäftsbereichen, möglicher Teilhabe und Werten empfiehlt sich vor jeder Art der Übernahme. Konfliktmanagement und Empathie gehen Hand in Hand für eine erfolgreiche Nachfolge. Aus unserer Beraterpraxis raten wir vor allem: Bleiben Sie sachlich!

Mit besten Grüßen,
Axel Schröder

Bildquelle: Canva.com © Robert Kneschke