Menü

Flip Flop Technik – Kreativität und Kreativitätstechniken in KMU

Flip-Flop-Technik

Brainstorming für Verbesserungen ist schwer – die Flip-Flop-Technik dreht die typisch verbissenen Anstrengungen um und zeigt neue Lösungen.  Mit Schuhen hat die Methode natürlich wenig zu tun, mehr mit Drehen und auf den Kopf stellen. Wie das genau aussieht, erklären wir in diesem kurzen Artikel, der ein immenses Spaß-Potential gratis liefert.

Flip Flop Technik nicht nur am Strand, sondern auch im Handwerk?

Kreativität ist erlernbar!
Kreativität ist erlernbar!

Die Flip-Flop Methode, auch Umkehrmethode genannt, ist eine meiner liebsten Kreativitätstechniken, weil sie enorm viel Spaß bringt und nebenbei großartige Ergebnisse liefert.

Die Flip-Flop-Methode macht es sich zu Nutze, dass Menschen eher schwarzsehen, das Haar in der Suppe suchen und grundsätzliche Pessimisten sind. Probleme, Widerstände und Fehler eines Projektes oder einer Aufgabe sehen Sie viel schneller, als die Chancen, Lösungsmöglichkeiten oder Entwicklungsschritte.

Dies gilt im besonderen Maße, wenn eine Situation seit längerer Zeit unbefriedigend ist und Versuche, einen besseren Zielzustand zu erreichen, scheitern.

Bei der Flip-Flop-Technik wird die ursprüngliche Frage ins genaue Gegenteil verkehrt. Es ergibt sich auf verblüffende Art und Weise eine Unmenge an Ideen und eine extreme Kreativität.

Vorgehensweise bei der Flip Flop Technik:

Die Vorgehensweise bei der Flip-Flop-Technik ähnelt dem Brainstorming. Folgenden vier Phasen werden durchlaufen:

  • Aufgabenstellung und Umkehrung
  • Ideenfindung
  • Auswertung und Ergebnisanalyse
  • Strategieentwicklung

Aufgabenstellung und Umkehrung:

Der Moderator leitet die Navigation durch die Themen und ist der kühle Kopf der Versammlung. Er stellt den Teilnehmern das Problem oder die Aufgabe vor und alle Beteiligten suchen eine griffige Beschreibung. Anschließend wird die Beschreibung ins genaue Gegenteil umgekehrt. Diese „neue“ Aufgabenstellung wird für alle gut sichtbar auf einem Flip-Chart notiert.

Ein Beispiel: Ein Malerbetrieb hat Umsatzeinbußen und Kundenabwanderung zu verzeichnen, obwohl die Branche insgesamt mit Umsatzzuwächsen hervorragende Ergebnisse verzeichnen konnte. Man einigt sich darauf, das Problem mit „Wie können wir Kunden gewinnen und bestehende Kunden halten“ zu beschreiben.

Die Umkehrung lautet dann: „Wie verhindern wir, dass uns neue Kunden beauftragen und wie werden wir die bestehen Kunden möglichst schnell wieder los.“

Damit ist die erste Phase der Flip-Flop-Technik abgeschlossen.

Ideenfindung:

In der Phase der Ideenfindung äußern alle Teilnehmer ihre Ideen. Dabei schreibt der Moderator alle Beiträge auf das Flip-Chart und stellt sicher, dass auch ruhige oder zurückhaltende Teilnehmer zu Wort kommen. Ich selbst habe die Technik gerne auch mit dem Brainwriting-Pool kombiniert, da damit sichergestellt ist, dass wirklich alle zu Wort kommen.

Nach gut 20 Minuten ebben die Ideen bei den Teilnehmern erfahrungsgemäß ab. Machen Sie dann eine kurze Kaffeepause und kehren Sie im Anschluss in den Raum zurück. Fast immer gibt es dann eine neue Welle an Ideen.

Bei meinem Beispiel mit dem Malerbetrieb sind Stichworte: „dreckige Baustelle“, „unpünktlich“, „völlig überteuert“, „nie erreichbar“, „Rauchen im Schlafzimmer des Kunden“, „eingeschränktes Angebot“, „giftige Farben“ etc. Sie sehen, man kann eine Menge machen, um auch noch den letzten Kunden zu vergraulen.

Im Normalfall ist nach 40 bis 50 Minuten der Quell der Ideen versiegt.

Flip–Flop–Technik
Flip-Flop-Technik

Auswertung der Ideen & Ergebnisanalyse:

Die aufgezeichneten und gesammelten Ergebnisse werden in der Gruppe nochmals gesichtet und nach Gesichtspunkten differenziert und geordnet. Dabei ist es wichtig, selbstkritisch zu hinterfragen, ob die Idee zur derzeitigen Ist-Situation passt, oder weit entfernt ist.

Im Malerbeispiel ist dabei zu hinterfragen, ob man sich wirklich „wie die Axt im Walde bzw. auf der Baustelle“ aufführt, oder ob man sich nicht schon vernünftig benimmt.

Eine extrem penible Sauberkeit auf der Baustelle könnte aber auch einen Image-Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz darstellen bzw. das explizite Verwenden und Bewerben von „Bio-Farben und Natur-Lacken“ ein neues Kundenklientel ansprechen.

Die gefundenen Negativ-Ideen muss man also nur umdrehen, um zu den positiven Wirkungen zu kommen.

Am Ende der Analysephase hat man üblicherweise zwei Gruppen von Ideen. Die eine, die die Ist-Situation beschreibt und geändert werden sollte und die andere, welche die Soll-Situation beschreibt und angestrebt werden will.

Strategieentwicklung:

Durch die sehr konkreten Vorgaben ist es gerade bei der Flip-Flop-Methode einfach, eine geeignete Strategie zu entwickeln. Dabei sollte bedacht werden, dass sicher nicht alle Maßnahmen sofort umgesetzt werden können und daher eine Prioritätenliste erstellt werden sollte.

Im Malerbeispiel könnte eine Strategie die Entwicklung vom „einfachen Maler“ zum „Wohnraumgentleman“ sein. Also ein höflicher, zuvorkommender Fachmann, der seinen Kunden bei der Umsetzung ihrer Gestaltungsideen unterstützt.

Vor- und Nachteile der Flip-Flop-Methode:

Durch die paradoxe, umgedrehte Fragestellung sprudeln die Ideen und es macht mächtig Spaß, richtig Dampf abzulassen und Möglichkeiten zu finden, um z.B. sein Geschäft zu ruinieren. Dies ist ein großer Vorteil der Flip-Flop-Technik als Kreativitätstechnik.

Bei dieser Kreativitätstechnik ist ein erfahrener Moderator notwendig. Dieser stellt sicher, dass sinnvolle Ergebnisse erzielt werden und sich die Beteiligten nicht zu weit von der Realität entfernen. Dies ist ein Nachteil der Technik. Wenn Sie einen Workshop planen, bei der diese Technik eingesetzt werden soll, sprechen Sie mich an. Ich unterstützte gerne als Moderator.

Es grüßt aus Bayreuth
Axel Schröder

Flip-Flop-Technik anwenden – unsere Anleitung

Bildquelle: fotolia, © Masson