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Investitionen prüfen: Wann lohnt sich ein Projekt?

Investitionen prüfen fotolia.com © auremar (Titelbild)

Während global die Konjunktur zu kriseln beginnt, sieht es für einige Branchen in Deutschland nach wie vor sehr gut aus. Ein gutes Beispiel ist die Baubranche. Angesichts der aktuell immer noch sehr niedrigen Bauzinsen können sich gute Handwerksbetriebe vor Auftragsanfragen nicht mehr retten. Viele Firmen überlegen, ob sich eine Ausweitung nicht doch lohnt. Wer expandieren will, hat doch neue Märkte im Auge oder will sich einfach in Zukunft ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden. Soll expandiert werden, muss zuerst investiert werden. Lohnen sich die Investitionen unter dem Strich überhaupt?

Investitionen prüfen: Langfristige Planung oder kurzes Strohfeuer

Investitionen, die ein Unternehmen vornimmt, können ganz unterschiedlich aussehen. Das beste Beispiel ist sicher die Anschaffung neuer Maschinen. So können Betriebe mehr produzieren oder andere Ziele erreichen:

  • Erhöhung der Stückzahl
  • Verbesserung der Produktqualität
  • Ausweitung der Produktpalette.

Investitionen können aber auch noch ganz anderer Natur sein. So kann ein Betrieb im Handwerk Lizenzen für spezielle Software-Lösungen erwerben. Eventuell lassen sich damit vielleicht neue Dienstleistungen anbieten oder der Service verbessern. Lizenzgebühren sind aber auch in anderen Bereichen ein Thema, etwa in der Landwirtschaft. Hier hat sich im Obstanbau beispielsweise der Trend zum Sortenschutz (ähnlich einer Patentierung) etabliert. Fatal wirkt sich ein Investitionsstau aus, der durch fehlende Mittel und Zeit notwendige Anpassungen verzögert.

Entsprechende Sorten werden im Handel teurer angeboten, lohnen sich im Anbau aber durch die höheren Erzeugerpreise. Wer diese Sorten verwerten will, muss als Bauer Lizenzgebühren zahlen. Investitionen können sich in Sachwerte, wie:

  • Maschinen
  • Fuhrpark
  • Immobilien

tätigen. Aber auch in immaterielle Güter kann ein Unternehmen heute investieren.

Investitionen Software Fotolia © Gorodenkoff
Investitionen Software Fotolia © Gorodenkoff

Investitionsplanung: Langfristig Investitionen planen

Eine Investition ist also dazu da, den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern. Hier lässt sich zum einen das bisherige Geschäft ausweiten. Zum anderen können aber auch neue Bereiche einbezogen werden. Für Handwerksbetriebe könnte dies bedeuten:

  • Mehr Fachkräfte einstellen (= höhere Overhead Kosten)
  • Mit modernem Werkzeug effektiver arbeiten
  • Zusätzlichen Service bieten

Von diesem Standpunkt aus betrachtet, unterscheidet sich die Investition von der Ersatzanschaffung. Diese ist nämlich immer nötig, um den aktuellen Betrieb am Laufen zu halten.

Besonders die lange Zeitspanne einer Investition macht eine umfassende Analyse und Planung erforderlich. Unternehmen verfolgen mit der Planung der Investitionen ganz unterschiedliche Ziele. Dazu gehört:

  1. Analyse des Investitionsrahmens
  2. Prüfung der Wirtschaftlichkeit
  3. Risikobewertung
  4. Erstellen des Investitionsprogramms.

Speziell die finanziellen Aspekte spielen hier eine tragende Rolle. Investitionen binden zuerst eine größere Summe Kapitals. Die Amortisation, sprich der Mittelrückfluss/Return on Investment, stellt sich erst im Laufe der Zeit ein.

Die Finanzierbarkeit und die Wirtschaftlichkeit spielen daher gerade langfristig eine große Rolle. Zusätzlich sollten Unternehmer im Blick behalten, wann Ersatz für vorhandenes Material gekauft werden muss.

Zusammenfassung

  • Investitionen helfen beim Wachstum
  • Entweder bisheriges Geschäft ausweiten oder neue Bereiche erschließen
  • Langfristige Planung ist wichtig
  • Wichtigste Frage: Lohnt sich eine Investition?

Die richtige Rechenmethode für Investitionen

Wenn eine Investition ansteht, sind zwei Fragen besonders wichtig:

  1. Kann sich das Unternehmen die Ausgabe leisten?
  2. Lohnt sich das Vorhaben?

Natürlich kann sich kein Unternehmen hier einfach nur auf das „Bauchgefühl“ verlassen. Dies gilt besonders, wenn die Mittel für eine Investition nicht im Unternehmen vorhanden sind. Bank- oder Förderdarlehen sollten nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn die Fakten stimmen.

In der Betriebswirtschaftslehre haben sich für die Investitionsplanung verschiedene Rechenansätze entwickelt. Dazu gehören:

  • Kapitalwertmethode
  • Zinsfußmethode
  • Annuitätenmethode
  • Amortisationsmethode

Was macht die einzelnen Berechnungsmethoden aus?

Kapitalwertmethode

Bei der Kapitalwertmethode geht es um die Berechnung der Aus- und Einzahlungen, welche mit einer Investition im Zusammenhang stehen. In Kombination mit dem Abzinsungsfaktor (Kalkulationszins) erhält das Unternehmen einen Überblick, ob eine Investition Überschüsse erzielen kann oder einen Verlust realisiert.

Wichtige Frage: Erzielt die Investition höhere Gewinne als eine andere Verwendung des Geldes?

Zinsfußmethode

Auch als interne Zinsfußmethode bekannt, handelt es sich um eine dynamische Methode in der Investitionsplanung. Das Ziel besteht darin, den Zinssatz zu finden, der die Rendite der Investition im Hinblick auf alle Kosten und Gewinne beschreibt.

Wichtige Frage: Welche Verzinsung bringt die Investition?

Annuitätenmethode

Bei der Annuitätenmethode geht es darum, eine Investition vor dem Hintergrund ihrer innerhalb einer Zeiteinheit erzielten Gewinne/Überschüsse zu betrachten. Dabei werden die Überschüsse der einzelnen Nutzungszeiträume mit den Abzinsungsfaktoren verrechnet und der Kapitalwert ermittelt. Über den Annuitätenfaktor (teils in der Literatur auch Kapitalwiedergewinnungsfaktor bezeichnet) kann anschließend der Überschuss pro Nutzungsjahr errechnet werden.

Wichtige Frage: Wie viel Geld erwirtschaftet die Investition wann?

Amortisationsmethode

Bei der Amortisationsmethode steht eine zentrale Frage im Raum: Zu welchem Zeitpunkt erreichen die Überschüsse die Kosten, sprich wann hat die Ausgabe ihre Kosten erwirtschaftet. Zu den Vorteilen dieser Methode zählt, dass sie im Vergleich mit anderen Verfahren sehr einfach anzuwenden ist. Wichtig ist hierbei, dass Abschreibungen, nach der Gewinnermittlung wieder zugerechnet werden.

Wichtige Frage: Wann holt die Investition ihre Kosten wieder rein?

Alle Methoden haben durchaus ihre Berechtigung. Besonders beliebt ist allerdings die Zinsfußmethode. Sie hat den großen Vorteil, dass man quasi eine Info darüber erhält, wie sich die Investition verzinst. Die Rendite lässt sich dann mit anderen möglichen Verwendungen des Geldes vergleichen.

Rolle wirtschaftspolitischer Einflussfaktoren

Bisher ging es in der Investitionsplanung vorrangig um Fragen der Berechnung. Ist ein Projekt (der Kauf einer neuen Maschine oder neuer Werkzeuge) unter den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machbar und fährt es Überschüsse ein? Diese Frage soll sich damit beantworten lassen.

Investitionsplanung muss, wie bereits eingangs angesprochen, nicht nur den betriebswirtschaftlichen Nutzen berücksichtigen. In der Praxis fließen Risiken ein, welche sich zum Beispiel durch politische und rechtliche Aspekte ergeben können. Einfache Beispiele:

  • Wie wird die Lohnentwicklung aussehen? (Erhöhung von Mindestlohn oder Tariflöhnen)
  • Gibt es künftig strengere rechtliche Auflagen?
  • Was wird sich steuerlich ändern?

Unter dem Strich sind also:

  • Steuerpolitik
  • Lohnentwicklung
  • Rechtliche Regelungen der eigenen Branche

Faktoren, welche in der Planung von Investitionen eine Rolle spielen. Hier geht es einfach um die Frage, inwiefern eine Investition im Verlauf der Nutzung bedroht ist. Zusätzlich muss hier beachtet werden, inwiefern Genehmigungsverfahren und der Umweltschutz ein Hindernis werden können. Grundsätzlich sind solche Faktoren kein generelles Hindernis. Aber: In der Praxis können sie erhebliche Probleme verursachen.

Investitionsrechnung Fotolia © Andrey Popov
Investitionsrechnung Fotolia © Andrey Popov

Fazit: Investitionsplanung zwischen Wirtschaft und Politik

Investitionen sind Ausgaben, die ein Unternehmen für weiteres Wachstum benötigt oder für eine Neuorientierung. So lässt sich das bisherige Geschäft ausweiten oder der Leistungsumfang erweitern. Ob sich dies im Einzelfall lohnt, sollte stets vorher gecheckt werden.

Eine gute Planung beinhaltet dabei die Ausgaben sowie die möglichen Zusatzeinnahmen. Ferner sollten auch potenzielle Risiken wie die künftige Steuerpolitik oder die Entwicklung der Löhne beachtet werden. Ausgefallenere Risiken wie Umweltaspekte oder rechtliche Änderungen sind je nach Art der Investition mehr oder weniger wichtig. Wer auf Basis dieser Planung eine fundierte Berechnung durchführt, kann die Wirtschaftlichkeit einer Investition ermitteln.

Bildquelle: fotolia.com © auremar (Titelbild)