Miteinander reden – wie schwer kann das denn sein? Jeder, der als Chef Aufgaben verteilt und sich über mangelnde Ausführung wundert, kennt das doch: Was A sagt, versteht B falsch und C macht was komplett anderes. Wie kommt es dabei zu Missverständnissen und wie werden Sie eindeutiger? Mit unseren Tipps lernen Sie „die Kunst des miteinander reden“! Ist das Werk von Schulz von Thun „Miteinander reden“ deshalb Retter des Betriebsfriedens?!
Inhaltsverzeichnis
Miteinander reden – Theorien des Missverständnisses
Aber wir alle kennen die Theorie von Sender und Empfänger: Nicht alles, was ich an Informationen sende, kommt schlussendlich beim Empfänger an. Blicken wir tiefer und konsultieren wie beim inneren Team Schulz von Thun, sehen wir, dass es keine gerade Linie ist. Wir schauen deshalb in einen kleinen Beispielbetrieb mit fünf Mitarbeitern und einem alltäglichen Problem.
Frau Maier weist Ihre Mitarbeiter an, den Müll zu trennen, da sie in Zukunft keine Lust auf Sortiergebühren hat. Sie hängt deshalb einen Zettel in den Sozialraum „Denkt bitte an die Mülltrennung!“. Von Woche zu Woche ärgert sie sich aber mehr und als jemand in ihrem Beisein Plastik in den Restmüll wirft, explodiert Frau Maier.
Warum hat denn der Zettel nicht funktioniert? Viele Gründe sind dabei denkbar:
- Die Mitarbeiter übersehen ihn, wenn sie zusammenpacken.
- Jeder Mitarbeiter geht dabei vom eigenen Verständnis der Mülltrennung aus.
- Aber Frau Maier hält sich vor dem Team selbst nicht konsequent an die Vorschriften.
- Die Mitarbeiter sehen dabei nicht die Kosten und den Ärger von Frau Maier.
Besser miteinander reden mit dem Vier-Seiten-Modell (Vier-Ohren-Modell)
Jede Nachricht hat dabei verschiedene Ebenen, die für die Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen. Friedemann Schulz von Thun hat mit seinem Vier-Seiten-Modell eine Erklärung geliefert, die Kunst des miteinander reden komplex erklärt. In unserem Beispiel wählt Frau Maier den konfliktfreien indirekten Weg via Zettel. Wichtige Faktoren der Kommunikation fallen aus diesem Grund weg.
Das Vier-Seiten-Modell des „miteinander reden“ – Schulz von Thun in kurz:
- Sachaspekt: Den sachlichen Inhalt der Nachricht. (Mülltrennnung einhalten)
- Selbstaussage: Was ich von mir mitteile. (Nicht ich, Ihr denkt bitte an Mülltrennung)
- Beziehungsaspekt: Wie wir zueinander stehen. (Ich rede nicht, sondern hänge einen Zettel auf)
- Appell: Was ich will. (Befolgt meine Anweisung zur Mülltrennung und haltet das ein)
Watzlawicks Axiome der Kommunikation
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – Schweigen ist in sich eine Kommunikationsform. Paul Watzlawick erklärt in seinen fünf Axiomen der Kommunikation die teils widersprüchlich wirkende Grundregeln:
- Man kann nicht nicht kommunizieren. (Schweigen hat eine eigene Aussagekraft.)
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. (Sprache ist nicht rein verbal, sondern besitzt eine Beziehungskomponente)
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung. (Gespräche bauen aufeinander auf)
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. (Sprache ist das eine, Mimik/Gestik das andere)
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. (es kommt darauf an, ob die Personen gleichstark oder hierarchisch sind)
Diese Grundregeln finden Ihre Anwendung in vielen Situationen. Die wichtigste ist für unser Beispiel das erste Axiom: Die Mitarbeiter schweigen – nicht gesehen, nicht für ernst gehalten oder ignoriert.
Eisberg voraus! Miteinander reden oder sinkenden Titanic in der Kommunikation
In der Unternehmenskultur kennen wir die tiefliegenden Werte und Normen, die wie ein Eisberg unter der Oberfläche arbeiten. In der Kommunikation funktioniert dieses Bild ebenfalls:
- Über der Wasserlinie liegen die Bereiche der tatsächlich geäußerten Sprache.
- Unter der Wasserlinie existiert ein Geflecht aus Beziehungsdynamiken, Werten und nonverbaler Sprache (Mimik, Gestik, Sprechrhythmus und mehr).
Dieses Modell nach Watzlawick und Freud ist ein gutes Sinnbild für die Komplexität der Sprache und Kommunikation. Beim Small Talk auf einer Party oder einer Weiterbildung kennen Sie das Umschiffen unsichtbarer Klippen.
In unserem Beispiel sieht Frau Maier durch die indirekte Mitteilung nicht, was Ihre Mitarbeiter brauchen. Ihr Team erkennt nicht den Ärger und Frust von Frau Maier. Es hängt nur der Eisberg-Zettel im Pausenraum. Change Management ist in keinem Unternehmen einfach, Gewohnheiten sind schwer zu ändern.
Miteinander reden statt gegeneinander im Team
Mit welchem Vorgehen wären Frau Maier und Ihre Mitarbeiter glücklicher? Teamsitzungen sind gerade für diese Situationen wichtig, da der kurze Weg in der Regel der beste ist.
Direkte Ansprache mit dem Satz des Zettels kann unterschiedlich wirken: Je nach Aussprache und der zugedachten Körpersprache transportiert Frau Maier mehr von Ihrer Botschaft. Kommunikation ist keine Einbahnstraße, wenn die Mitarbeiter protestieren, lohnt sich ein Blick ins Konfliktmanagement. Ein Mitarbeiter macht alles richtig und war im Urlaub? Die Mülltonnen sind schwer zugänglich und nicht beleuchtet? (Tipp! Alles zur Gefährdungsbeurteilung!) Zu zweit wäre die Arbeit deutlich leichter und sinnvoller zu schaffen?
Erst mit dem Dialog klären Sie die Aufgabenverwaltung im Team sinnvoll und schaffen ein produktives Arbeitsklima. Die Aufforderung, sich dran zu halten, wirkt in manchen Fällen mit einer Erklärung besser: Die Azubi Pflichten sind das Müll wegtragen? Eine ordentliche Einarbeitung für alle hilft einen einheitlichen Lean Standard Work-Prozess einzuführen und die Fehlerkultur zu verbessern. Ohne klare Linie und Kommunikation riskieren Sie verschiedene Ansagen und unnötigen Azubi Ärger.
Langfristiger Nutzen besserer Kommunikation
Die Kunst des miteinander reden klingt einfach, hat aber seine Tücken. Sie gehen gerade einen guten Schritt in die richtige Richtung, indem Sie Ihr Wissen vertiefen.
Der große Nutzen von besser miteinander Reden? Sie drücken sich klarer aus und Ihr Gegenüber versteht besser. Elementar für jede positive Kommunikation:
Wertschätzender und respektvoller Umgang sorgt für besseres miteinander Reden!
Mit Empathie und der Bedürfnispyramide erkennen Sie, was Ihr Gegenüber benötigt. Die Beschäftigung mit Ihrem inneren Team hilft beim Bewusstsein, welche Anteile gerade mitreden. Ob Teambuilding oder Verbessern Ihrer Führungskompetenz: Kommunikation ist das, was unser Miteinander am Laufen hält. Miteinander reden statt gegen- oder übereinander ist Ihr Ziel!
Kommunikation gescheitert – was jetzt?
Wenn die Kommunikation schief läuft, ist es nicht weit zur Eskalation. In schweren Fällen kommt es zu Betrug durch Mitarbeiter und Kündigungen. Wie kann das bei unserem Beispiel aussehen?
Frau Maiers Team ist sauer auf sie, auf alle anderen, der Ton ist aggressiv. Als Reaktion auf die fehlende Mülltrennung zieht Frau Maier Überstunden ab und droht das Weihnachtsgeld zu streichen. Einige Mitarbeiter deuten mit dem Finger auf den Azubi, der längerfristig krank wird. Arbeit und Psyche vertragen sich nicht mehr. Die Kunden fühlen sich unwohl und Frau Maier ist kurz davor hinzuwerfen. Als letzten Ausweg holt sie sich einen Mediator ins Haus, der alles richten soll.
Ein Zettel macht großen Stress – und die nachfolgenden Reaktionen im Verlauf. Aus einer kleinen Anweisung wächst ein enormer Streit, der ein Team zu zerreißen droht – glauben Sie nicht? Eine Eskalation kann schnell Fahrt aufnehmen, deshalb ist rechtzeitiges Begrenzen wichtig. Wertschätzung und Respekt, an alle Elemente der Kommunikation denken und ruhige Gesprächssituationen suchen. Mit diesen Elementen, Ich-Botschaften und idealerweise einer neutralen Person zur Vermittlung reißen Sie das Ruder vorm Eisberg herum.
Miteinander reden – Ihr Erfolgsgarant!
Halten sie inne und fragen sich, ob Ihre letzte Kommunikation eindeutig war oder Ihnen eindeutig vorkam. Wir erleben es in unserer Beraterpraxis häufig, dass die Sachlage klar scheint und dabei nicht auf der anderen Seite ankommt. Kommunikation ist deshalb vielschichtig und die Kunst des miteinander reden ist abhängig von unfassbar vielen Faktoren. Haben Sie denn wirklich alle im Blick?
Mit besten Grüßen,
Axel Schröder
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