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Murphys Gesetz – Was kann schon schief gehen?

Murphys Gesetz murphy's law © Eshma

Jeden Tag umgehen wir risikoreiche Situationen und hebeln dabei Murphys Gesetz aus. Denn das besagt, dass alles, was schief gehen kann, auch schief gehen wird, beziehungsweise irgendwer die schlimmste Lösung wählen wird. Nehmen wir noch Finagles Gesetz dazu, dann passiert das immer genau dann, wenn der Zeitpunkt am ungünstigsten ist. Aber was bedeutet Murphy’s Law für den unternehmerischen Alltag und was hat das mit Risikomanagement zu tun? Das erklären wir Ihnen in diesem Beitrag mit typischen Beispielen aus unserer Praxiserfahrung!

Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten

Was sagt Murphys Gesetz genau?

Im Grunde ist Murphy’s Law, gerade mit Finagles Gesetz zusammen, die Grundlage für jedes Risikomanagement und die Versicherungsbranche. Denn schließlich kann immer etwas passieren und nur mit Absicherung vermeiden wir eintretende Risiken oder verringern die Schadenshöhe. Dabei handelt es sich um mehrere Aussagen bzw. Gesetze, die vermutlich jeder in seinem Bereich nachvollziehen kann.

Aber nehmen wir einfach die Aussagen des Ingenieurs Edward A. Murphy und zerlegen sie in die verschiedenen Bestandteile von bekanntem Murphys Gesetz:

Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, etwas zu tun, und eine davon schiefgehen kann, so wird jemand diese Möglichkeit wählen.

Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.

Murphy’s Law im Unternehmensumfeld

Ein klassisches Beispiel ist der drängende Auftrag beim schwierigen Kunden: Endlich sind die bestellten Teile da und beim Wareneingang fällt auf, dass das kritisch notwendige Element Transportschäden aufweist. Der Auftrag ist in Verzug, der Kunde tobt und eine Konventionalstrafe ist fällig.

Typischerweise schlägt die Aussage von Murphys Gesetz auch bei der Technik zu: Sie schreiben ein Dokument, erstellen die Abrechnung oder verfassen ein Arbeitszeugnis – das Dokument friert ein, gerade als Sie zwischenspeichern wollten. Natürlich gibt es dank Cloud-Lösungen und mehr gute Sicherungsmaßnahmen, aber manchmal ist ein unbedachter Klick trotzdem der Todesstoß für die bisherigen Bemühungen. Finagle weiß dazu: Das passiert gerade dann, wenn das Dokument gestern hätte fertig sein sollen.

Auf den Punkt gebracht: Je größer die Hektik und desto blöder das Ergebnis, desto häufiger passiert genau das. In allen anderen Fällen navigieren wir, wie eingangs erwähnt, mehr oder weniger elegant um die Risiken herum und es passiert nichts.

Murphys Gesetz im Video erklärt

Wir alle kennen diese dumm-gelaufen-Situationen, bei denen wir uns ans Hirn langen wollen. Aber wie häufig gehen wir den Schritt weiter und schauen, wie die Risikoanalyse aussehen könnte? Ich schaue mir das genauer an – in diesem Video:

Wofür sorgt Murphys Gesetz im Risikomanagement?

Im Lean Management arbeiten wir gerne mit dem Begriff Poka Yoke (keine Fehler möglich, bzw. deppensicher), darunter fallen nicht nur Steckverbindung, die nur auf eine Art zusammengesteckt werden können, sondern auch exakte Anleitungen aus dem Prozessmanagement. Denn, wenn das Risiko reduziert wird, sinkt die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schadenshöhe kommt seltener zum Tragen. Außerdem entlastet diese Einstellung jeden einzelnen Mitarbeiter. Schließlich stellt sich nicht die Frage nach mehreren Möglichkeiten, sondern es gibt für fehleranfällige Abläufe eine Standardlösung.

Murphys Gesetz hat nicht das „böse Schicksal“ im Blick, sondern vor allem den Faktor Mensch. Wir alle kennen die Auszubildenden und auch langjährige Mitarbeiter, die an manchen Tagen ein Brett vor dem Kopf haben und Unsinn bauen. Bestenfalls ist das eine Anekdote für kommende Betriebsfeiern, schlechtestenfalls entsteht ein hoher Schaden im Team, beim Kunden oder für das Unternehmen.

Was ist Murphys Gesetz
Was ist Murphys Gesetz

Warum gibt es Murphys Gesetz?

Wenn wir auf den historischen Ursprung der Aussage sehen, gab es exakt zwei Möglichkeiten etwas zu tun. Die richtige und die falsche Art – ein Mitarbeiter entschloss sich für die falsche, Murphys Test brachte keine Ergebnisse. „Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, etwas zu tun, und eine davon schiefgehen kann, so wird jemand diese Möglichkeit wählen.“ Die mitschwingende Resignation des Satzes kennen wir alle:

  • Die Extrabestellung, weil jemand nicht auf die Vollständigkeit vorher geachtet hat.
  • Eine zweite Anfahrt, weil das Teil doch nicht gepasst hat.
  • Das gut gemeinte eigenständige Handeln, das ungleich viel Mehrarbeit bedeutet, weil das Gesamtkonstrukt nicht mehr funktioniert.
  • Der USB-Stick mit dem Virus, der sich über das Firmennetz weiter verbreitet.

Die menschliche Komponente in Murphys Gesetz ist dabei meistens eine Mischung aus zuwenig Wissen, zu hoher Selbstsicherheit oder einfach Stress und Zeitdruck. Leider ändert das nichts am eingetretenen Risiko mit Schadenshöhe. Deswegen ist unser wichtigster Tipp:

Risikomanagement im Betrieb gegen Folgen von Murphy’s Law

Wenn sich Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte bewusst werden, was einzelne Fehler für eine Schadensgröße beinhalten können, gelingt der erste Schritt im Risikomanagementprozess: das Risikobewusstsein entwickeln.

Das bedeutet nicht jeden Handgriff vorzugeben oder zu kontrollieren, sondern mit offenen Augen Risikoquellen allgemein und auch bei den Mitarbeitern wahrzunehmen und beispielsweise mit FMEA zu arbeiten. Die richtige Unternehmenskultur ermöglicht dabei, Mitarbeiter besser einzuschätzen und auch in schwierigen Situationen passend zu unterstützen. Gerade auf Baustellen sehen wir häufig, wie Mitarbeiter auf relevante Schutzausrüstung verzichten, obwohl die jeweilige Gefährdungsbeurteilung klar notwendigen Schutz aufführt. Viele kleinere Betriebe schieben diese Dokumentation auch auf, weil die Zeit fehlt. Im Ernstfall drohen allerdings immense persönliche und rechtliche Folgen.

Höhere Gewalt ist übrigens in den seltensten Fällen mit Murphys Gesetz verbunden, es sei denn, Sie haben sich einen Tag vor der Naturkatastrophe entschlossen, die Elementarversicherung zu kündigen. Dann ist der Faktor Mensch wieder ausschlaggebend.

Deswegen: Nutzen Sie Murphys Gesetz, spielen Sie Szenarien durch und nehmen Sie auch Beinaheunfälle und -pannen im Team mit in Ihre Betrachtung auf. Beschränken Sie Ihr Risikomanagement nicht auf die typischen Versicherungsthemen, sondern achten Sie auf die alltäglichen Vorgänge in Ihrem Betrieb. Wenn das schwerfällt, können Kreativitätsmethoden helfen, die schlimmsten Varianten zu ersinnen und zu sehen, ob es eine Wahrscheinlichkeit für diese geben kann.

murphy's law im Unternehmen
Murphy’s Law im Unternehmen

Suchen Sie sich den worst case mit Murphys Gesetz

Murphy’s Law und Finagles Gesetz nutzen wir in der Regel, wenn wir uns ohne Handy in der Tasche ausgesperrt haben, das Butterbrot auf die falsche Seite fällt oder das Auto direkt vor dem wichtigen Termin streikt. Aber was sind Ihre Murphy-Szenarien im Betrieb: Der falsche Handgriff an der Säge? Der verschüttete Kaffee über dem Steuergerät? Die falsch weitergeleitete Kunden-Mail?

Gehen Sie die typischen Prozesse, die Sie und Ihre Mitarbeiter kennen, durch und überlegen Sie sich, was schiefgehen kann. Was wäre dann der schlimmstmögliche Schaden? Verlust von Kunden, finanzielle Einbußen, Insolvenz, Verletzungen, Todesfälle? Welche Verkettung ist hier ausschlaggebend und welche der vorhandenen Möglichkeiten wurde von einer Person gewählt? Wenn Sie hier Ihr Risikobewusstsein aufgebaut haben, sehen wir uns gleich im ersten Schritt des Risikomanagementprozesses, der Risikoanalyse!

Mit besten Gruß

Ihr Axel Schröder

Bildquelle: Canva.com © Eshma