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Neuorientierung nach einer Krise – wie geht es weiter?

Neuorientierung © FotografieLink

Neuorientierung nach einer Krise wie der Corona-Pandemie fordert viel von KMU, Einzelhandel und Handwerk gleichermaßen. Existenzängste, Probleme mit Mitarbeitern und Azubis, Kurzarbeit und gesetzliche Änderungen in kurzer Zeit fordern dabei ihren Tribut. Wie sieht die Wirtschaft wohl nach der Pandemie aus? Wie lange heißt es denn noch durchhalten? Anpassungsfähige Unternehmen nutzen diese Zeit, um neue Konzepte zu entwickeln und sich dadurch neuzuorientieren. Wir führen Sie deshalb durch die richtigen Fragen – unsere Hilfe zur Selbsthilfe!

Neuorientierung nach Ladenschließung: Bestandsaufnahme

Deutschland am Ende des Lockdowns 2020: Geschäfte erstrahlen im neuen Glanz und sind sogar teils frisch renoviert. Die Mitarbeiter tragen ständig Mund-Nasen-Schutz. Zulieferer versorgen dabei Läden mit Plexiglaswänden. Neben großer Freude, endlich die Türe für Kundschaft aufzusperren, regiert die Unsicherheit: Kommt jemand? Wie lange dauert die Durststrecke denn noch? Und was passiert, wenn eine weitere Schließung kommt? Wir gehen alle Seiten der Neuorientierung durch, denn gleich ob Lockdown oder Markteinbruch: Neuorientierung ist auch eine Einstellungssache!

Die flächendeckenden Ladenschließungen hatten dabei verschiedene Auswirkungen: in der Krise – vor Lockerungen – Übergangsphase – „neuer Normalzustand“.

Strategien in der Krise

Viele geschlossene Betriebe begannen schnellstmöglich einen Lieferdienst, nutzten Werbematerialien und Angebote zur Bekanntmachung. Gemeinden erstellten dazu Listen, welche Unternehmen welche Service-Leistungen anbieten. Die Gastronomiebetriebe setzten auf Abhol- und Lieferdienste, um dadurch zumindest einen Teil der Verluste abzufangen.
Glaser, Schreiner und andere Handwerksbereiche nahmen Schutzwände aus Plexiglas in ihr Angebot auf. Der kleingewerbliche Maskenhandel kam dabei sofort in Fahrt und Inhaber von 3D-Druckern sorgten für weniger schmerzhafte Ohren. Aber: Diese Strategien federn keinen normalen Umsatz ab. Was sie eindrucksvoll zeigen: Wie anpassungsfähig ein Betrieb in der Krise ist.

Gedanken zur Neuorientierung bei Ladenöffnung

Einen Schritt weiter gibt es neue Auflagen und Pflicht-Maßnahmen:

  • Hygienekonzept zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden
  • Integration des Krisen-Services trotz normaler Tätigkeiten
  • neue Schulformen für Azubis und Weiterbildungen.

All das entsteht dabei nicht im luftleeren Raum und verbraucht immense Ressourcen. Alle Verantwortlichen suchen stetig nach Lösungen, Mitarbeiter und Angehörige brauchen aber Verständnis und Bereitschaft. In einer Ausnahmesituation sind Arbeit und Psyche genauso wie Konfliktmanagement ein großes Thema in vielen Betrieben.

Normalzustand – Ausnahmesituation – Neuorientierung
Normalzustand – Ausnahmesituation – Neuorientierung

Chancen einer Neuorientierung

Kennen Sie die Art Kunden, die sich grundsätzlich auf ihre eigenen Traditionen im Laden berufen? Eine Ladenschließung ermöglicht es Ihnen dann, unter der Deckung der gesetzlichen Maßnahmen, den Neustart zu nutzen. Brechen Sie doch alte Strukturen auf! Sei es die Verweildauer, der Anspruch, alles vorrätig zu haben oder schließlich unrentable Sonderwünsche. Die Auflagen und teilweise Lieferengpässen bleiben dann allseits bekannte Hindernisse. Und gleichzeitig bieten sie die Chance zur Neuorientierung: Wollen Sie das alles überhaupt? Die Neugestaltung eines Verkaufsraums ist Ärgernis und Chance zugleich: Schnellere Bearbeitung von Kundenwünschen beispielsweise an einer geordneten Bäcker- oder Metzgertheke. Sorgen Sie mit Bodenmarkierungen doch für Zusatzverkäufe durch eine geschickte Weggestaltung. Das Gute an der gesetzlichen Pflicht: Sie sind nicht Schuld, sondern erfüllen die Auflagen! Das Beste herausholen ist daher die Kür der Neuorientierung. Vorsicht: Passen Sie bei bei Ihrem Weg auf, dass Sie keinen Shitstorm auf sich lenken. Das richtige Maß ist entscheidend.

Eine einheitliche Linie zu den Maßnahmen ist dabei für das Team und eine geschlossene Unternehmenskultur wichtig. Haben Mitarbeiter Bedenken aufgrund ihrer Gesundheit oder der naher Anverwandter, findet sich im direkten Gespräch eine Lösung. Ein gutes Arbeitsklima zeigt sich deshalb auch in der offenen und Lösungs-orientierten Kommunikation.

War früher alles besser?

In vielen Unternehmen gibt es lang bestehende Ärgernisse: Die Ladeneinrichtung, Ladenhüter bei der Inventur, Mitarbeiter- oder Kundenverhalten. Gerade die Zeit nach der Beschränkung ist ideal, um endlich diese Themen anzugehen. Ein Lieferdienst beispielsweise erfordert eine andere Personalplanung, Struktur, Logistik und eine einwandfreie Buchhaltung – in der Krise waren die Kapazitäten verbreitet da. Und jetzt? Lohnt sich dieser Service noch? Für Stammkunden oder eher mit einer Lieferpauschale? Gerade in der Corona-Pandemie zeigte sich die Bereitschaft, sich lokal beliefern zu lassen. Wenn es sich lohnt, nehmen Sie diese Welle in der Neuorientierung mit.

Abschied von alten Auffassungen

Die Folgen der Pandemie sind zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar. Anpassungsfähige Unternehmen haben aber eine höhere Chance durchzukommen. Andere Betriebe punkten dagegen gerade mit ihrer Beständigkeit. Die Frage nach Liquidität, dem passenden Finanzplan und der richtigen Zielsetzung werden speziell bei Förderungen und Krediten interessant.

Kennen Sie Ihre Kundensegmente und sind Ihre Geschäftsprozesse optimiert? Unter diesen Voraussetzungen ist ihre Zielentfaltung trotz Krise erreichbar. Schwierig wird es, wenn Sie einen Investitionsstau, eine überalterte Belegschaft und keine Strategie besitzen. Beginnen Sie mit der Neuorientierung und legen Sie den Grundstein an Ihrer Unternehmensarbeit.

Neuorientierung im digitalen Zeitalter

Internet Marketing und digitale Vertriebswege sind in der KMU-Landschaft unterschiedlich: von der Gestaltung durch eine Werbeagentur und eingesetzten Social Media Managern hin zum Eintrag in den Gelben Seiten. Online Shops sind schlecht programmierte Datenspeicher oder ein etablierter zweiter Verkaufsweg im Online-Handel. Es stellt sich die Frage: Was ist der Sinn eines Online-Angebots? Information, Kundenbindung, Vertriebsweg oder Experiment für neue Produkte? Ein Onlineshop benötigt wie eine Internetseite oder ein Social Media Kanal Pflege und eine Grundkenntnis.

Mit einer Business Model Canvas erarbeiten Sie sich mit den neuen Erfahrungen Ihre genutzten Kanäle, Ressourcen und Kapazitäten. Zur Neuorientierung gehört die Beurteilung Ihres Wertangebots und gegebenenfalls eine Anpassung, sowie eine Kapazitätsplanung. Zusätzlich lohnt sich die Bestandsaufnahme Ihrer Unternehmens-Architektur. Was ist vorhanden, braucht Updates, wo ist Passwort für den Zugang zum wichtigen Account?

Neurorientierung als Denkanstoß
Neurorientierung als Denkanstoß

Neuorientierung nach der Krise gerade in KMU

Stellen Sie sich und Ihren Betrieb auf den Prüfstand: Was war vor der Krise gut? Wie haben Sie auf Einschränkungen reagiert? Was war erfolgreich? Welche Veränderungen sind für die Zukunft sinnvoll und lohnen sich für Change Management? Oder: Was steht seit längerem auf Ihrer Wunschliste?

Führung Ihrer Mitarbeiter

Ihr Team setzt nicht alles um, was Sie wollen? Gerade das Hygienekonzept ist ein gutes Beispiel, wie Sie Ihrer Anweisung Gewicht verteilen. Schriftlich ausgearbeitet, erklärt und unterschrieben sorgt es für die Sicherheit aller.
Manche Mitarbeiter reagieren träge auf gewünschte Änderungen. Und in der Krise klappte das? Behalten Sie diesen Zusammenhalt zur Zielerreichung bei! Mit Ihrem Team erarbeiten Sie die Motivation zur Ursachenforschung, eine Lösung zu finden und umzusetzen. Übertragen Sie diese Energie auf neue Ziele!

Neuorientierung bei Kundensegmenten

Haben Sie Wunschkunden? Wer hat sich in der Krise als Stammkunde etabliert? Gibt es Multiplikatoren unter Ihren Kunden? Nutzen Sie diese Erfahrungen, um Ihre Kundensegmente aufzuschlüsseln. Ein Dankeschön für die Treue stärkt die Kundenbindung.

Auf der anderen Seite, prüfen Sie Ihr Engagement bei selbsternannten guten Kunden. Viele Betriebe belasten sich mit Einzelwünschen für Sortiment oder Verhalten von Käufern, die zu bequemeren Onlinehändlern wechselten. Hier geht es nicht um persönliche Einschränkungen, sondern um fliegende Kunden. Die Krise ist gleichzeitig eine Chance, Prozesse umzustellen und gemeinsam einen neuen Kurs zu planen. Darunter fallen Bereiche wie Öffnungszeiten: Braucht es die volle Bereitschaft? Verschieben Sie Arbeitszeit zugunsten anderer Arbeiten weg von der Ladenöffnung? Nutzen Sie diese Phase, um Anpassungen durchzuspielen.

Effizienz, Effektivität und Digitalisierung

Türmen sich die Bestände nach der Krise, um die Auslastung der Geräte zu halten? Ist der Wartungsplan eingehalten? Wie war die Auslastung der Arbeitszeit aller Mitarbeiter? Ohne Laufkundschaft bleibt mehr Zeit für andere Arbeiten und Beobachtungen: Lief alles langsamer oder sind lang aufgeschobene Arbeiten fertig?

Hier gibt es keine Pauschalaussage, da jeder Betrieb eine andere Strategie in der Krise verfolgte. Mit oder ohne Kurzarbeit, eingeschränkte Tätigkeiten, verringertes oder erhöhtes Kundenaufkommen – die Pandemie ist unterschiedlich. Gleich bleibt die Frage nach Effektivität und Effizienz. Mit Lean Standard Works ist Arbeitskraft und Arbeitszeit besser kalkulierbar. Verbesserungs Kata und Coaching Kata sorgen für bessere Abläufe, die alle mittragen. Unser Artikel „Mein Unternehmen – wo stehe ich gerade?“ sammelt Unternehmerstimmen und Hindernisse und versucht Anreize zu geben.

Es stellt sich die Frage: Online Marketing oder nicht? Prüfen Sie Ihre Ressourcen mit Arbeitnehmern, digitalen Kenntnissen, Kundensegmenten und erwartetem Erfolg. Eine Website oder ein Instagram-Account sind keine Garantie für mehr Umsatz bei steigendem Zeitbedarf – zur Kontrolle eignet sich die Zeiterfassung mit Projektbezug. Ein gut gepflegter Online-Shop braucht Arbeit, Zeit und eine sinnvolle IT-Strategie. Wenn Sie in der Krise gerne online verkauft hätten, prüfen Sie jetzt die Möglichkeiten für die digitale Transformation.

In welchen Bereichen ist Neuorientierung möglich
In welchen Bereichen ist Neuorientierung möglich

Neuorientierung oder weiter wie bisher – ein Fazit

Eine Krise wie durch den Corona-Virus zieht weite Kreise: Wirtschaftlich, privat und im Gesundheitssystem. Lieferketten brechen weg, Kunden bleiben zuhause, Mitarbeiter haben Angst vor Krankheit… Die wenigsten Betriebe haben die Mittel, diese Zeit auszusitzen. Teilweise täglich wechselnde Empfehlungen und Gesetze lassen keine mittel- oder langfristige Planung. Eine Retrospektive gelingt nicht, da es zuwenig Vergleich gibt und einen Wiedereingliederungsplan gibt es in vielen Fällen nicht.

Gewinner oder Verlierer der Krise sind abhängig vom Marktsegment, der Region, der Diversifizierung von Lieferketten und der Fähigkeit zur Anpassung. Wer die Phase nutzt, um Erkenntnisse zu sammeln und sich neu aufzustellen, wappnet sich für die Zukunft. Neuorientierung ist in jeder Lebenslage eine Chance zur Verbesserung.

Mit besten Gruß aus Bayreuth,
Axel Schröder

Bildquelle: Canva.com © FotografieLink