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Portfoliotheorie – Bündeln und Streuen für beste Ergebnisse

Portfoliotheorie

Gehen Sie gerne theoretischen Modellen auf den Grund? Wenn Sie tieferes Verständnis suchen, loten wir in unseren Theorie-Artikeln die Themen weiter aus. Portfolios und Portfolioanalyse folgen dabei nicht allein bei Wertpapieren bestimmten Regeln: Risiken, effiziente Strukturen und Marktanteile werden auf moderne Art und Weise dargestellt und vorgenommen. Portfolios und ihre Anwendung haben wir Ihnen deshalb in diesem Beitrag vorgestellt, heute betrachten wir Portfoliotheorie abseits von McKinsey und BCG.

Portfolio – vielfältiger als „nur“ Wertpapiere

Denn ein Portfolio hat verschiedene Bedeutungen: In der Kunst ist es eine Sammlung eines Künstlers, einer Schaffensperiode oder eines bestimmten Themas. Im Finanzsektor investieren Anleger dagegen in Wertpapiere, Immobilien und Edelmetall, um durch die Streuung das Ausfallrisiko zu verteilen und zu senken. Moderne Unternehmen arbeiten dann mit der Portfolio-Darstellung an der Visualisierung ihrer Produkte, Partner, Kunde etc., um Chancen und Risiken einzelner Posten zu visualisieren und eine effiziente Unternehmensstrategie zu ermöglichen.

Portfolio-Varianten
Portfolio-Varianten

Portfoliotheorie: Viele Wege führen zu weniger Risiko und höheren Renditen!

In unserem Praxis-Artikel haben wir deshalb die McKinsey-Matrix vorgestellt, in einem anderen Beitrag das BCG-Portfolio. Jede Theorie ist dabei für einen anderen Hintergrund gedacht. Viele können dann übertragen werden, oder auf individuelle Sachverhalte geändert werden. Von Wertpapier-Streuung bis Technologie-Entwicklung stellen wir Ihnen daher drei weitere Modelle vor. Wir beschränken uns dabei auf einen groben Überblick und ergänzende Theorien. Denn wir möchten Sie ermutigen, sich mit der Theorie auseinanderzusetzen und sie praktisch anzuwenden. Die Risikostreuung aus der Finanzwelt lässt sich übertragen, die Technologie-zentrierten Portfolios helfen dann bei der eigenen Marktposition. Die praktische Anwendung zeigen wir dabei in unserem Praxis-Artikel und ermuntern jeden Leser, die eigenen Anforderungen und Strategien zusammenzutragen und anzupassen.

Das Finanzportfolio – Portfoliotheorie nach Markowitz

Die Grundlagen der modernen Portfoliotheorie gehen auf Harry M. Markowitz zurück. Er stellte in den Jahren 1952 und 1957 Theorien über Portfolios auf. Zum Einstieg in die Theorie klären wir deshalb wichtige Begriffe:

  • Diversifikation: Streuung von Vermögen auf mehrere Anlageobjekte (z. B. Aktien). Ein Finanzportfolio kann dabei aus vielen Aktien eines Unternehmens bestehen (nicht diversifiziert) oder aus jeweils wenigen Aktien vieler Unternehmen (diversifiziert).
  • Korrelation: Korrelationen geben dann die Verbindung verschiedener Anlagen an. Bei den beiden Aktien A und B, kann kein, wenig oder viel Zusammenhang bestehen. Steigt A und B folgt, sind beide folglich positiv korreliert. Negative Korrelationen ergeben sich, wenn Aktie A steigt (Bsp. Autohersteller X) und aus diesem Grund Aktie B fällt (Bsp. Autohersteller Y).

Markowitz und Marktveränderungen

Markowitz betrachtet hauptsächlich die Auswirkung von Marktänderungen auf diversifizierte Finanzportfolios. Investieren Sie Ihr Geld auf Wertpapiere eines Unternehmens oder einer Branche mit höherer Rendite und großem Risiko, verlieren Sie bei einem Kurseinbruch. Bei Wertpapieren mit unterschiedlichen Renditen und hoher Risiko-Streuung investieren Sie sicherer.

Markowitz stellte fest, dass drei bestimmte Faktoren die Entwicklung des Vermögensportfolios verändern können:

  • die zukünftige Rendite jeder Anlage (erwartete Rendite),
  • die Schwankungsbreite der Renditen jeder Anlage – als Ausdruck des Risikos (gemessen als Standardabweichung bzw. Varianz),
  • besonders die Entwicklung der einzelnen Anlagen zueinander (gemessen als Korrelation).

Mit diesen Eigenschaften kann das Gesamtergebnis dann durch Diversifikation optimiert werden: Mehr Rendite bei gleichem Risiko oder weniger Risiko bei gleicher Rendite.

Ein optimales Portfolio ist dabei die bestmögliche Kombination von Anlagealternativen bezüglich des Ertrags und der Risikobereitschaft des Anlegers. Dieses Portfolio soll deshalb das Risiko minimieren und eine höhere Rendite erzielen.

Wir verdeutlichen das Markowitz-Portfolio an einem Beispiel:

Portfolio in der Finanzwirtschaft | Markowitz Portfoliotheorie
Portfolio in der Finanzwirtschaft | Markowitz Portfoliotheorie

In diesem Beispiel besitzt man zwei Aktien mit unterschiedlicher Rendite und Volatilität (Schwankung des Aktienpreises):

  • Aktie A (dunkelblauer Punkt) mit einer erwarteten Rendite von 4% und Volatilität von 7%
  • Aktie B (grüner Punkt) mit einer erwarteten Rendite von 15% und Volatilität von 12,1%
  • beide Aktien besitzen eine negative Korrelation von -0,3%.

Durch die Bildung eines Portfolios aus beiden Aktien entsteht dann eine Kurve zwischen ihnen. Diese Kurve zeigt dabei die unterschiedlichen Kombinationen mit beiden Aktien. Der rote Punkt in der Grafik markiert die Kombination aus 50% Aktie A und 50% Aktie B. An dieser Stelle besitzt das Portfolio eine erwartete Rendite von 9,5% und eine Volatilität von 5,82% auf. Der gelb eingefärbte Bereich der Kurve stellt dagegen den effizienten Teil des Portfolios dar: Der Anleger wählt – abhängig von seiner Risikobereitschaft – das optimale Portfolio. Es gibt dabei kein allgemeines optimales Portfolio: Ein optimales Portfolio wird für jede Person individuell festgelegt.

Praktisch ist die Theorie nach Markowitz jedoch mit Vorsicht zu genießen! Diversifikation reduziert das Risiko um einen berechenbaren Faktor, die Korrelationen in weltweiten Krisen sind dagegen nicht endgültig berechenbar. Ein Schreckensszenario: In einer Banken-Krise werden alle Filialen einer Bank aus Angst von Anlegern geräumt, die Liquidität sinkt, die Bank wird dadurch handlungsunfähig. Ist eine kritische Masse erreicht, kann die Krise um sich greifen und deshalb eine Banken-Panik auslösen. Andere Finanzhäuser, die solide und solvent sind, müssen plötzlich ihren Anleger Geld auszahlen, verlieren deswegen ihre Liquidität etc.

Technologieportfolio nach Pfeiffer et al. in der Portfoliotheorie

Pfeiffer et al. haben ein Technologieportfolio entwickelt, bei dem die Technologie-Attraktivität und die eigene Ressourcen-Position in Abhängigkeit voneinander dargestellt werden sollen. Mit diesem Portfolio wird dabei herausgefunden, welche Technologie zu den Ressourcen im Unternehmen passt. Das optimale Verhältnis sorgt dann für Skaleneffekte (Economies of Scale) und Synergieeffekte. Eine erfolgreiche Unternehmensstrategie setzt deshalb auf diese Faktoren, um den eigenen Marktanteil auszubauen.

Die Achsenbezeichnungen

Die Technologie-Attraktivität wird auf der y-Achse abgetragen. Folgende Parameter sind aus diesem Grund ausschlaggebend:

  • Technologiepotential
  • mögliche Weiterentwicklungen
  • benötigte Zeit
  • Bedürfnis am Markt nach der Technologie
  • Art & Umfang der Anwendung
  • Verbreitungsprozess / Kompatibilität

Auf der x-Achse wird die eigene Ressourcenposition abgetragen. Sie wird dabei mit diesen Parametern bewertet:

  • finanzielle und personelle Stärke
  • Knowhow wie Innovationsfähigkeit

Die Felder und die Strategien des Technologieportfolios

Ähnlich der Neun-Felder-Matrix von McKinsey lässt sich die Matrix nach Pfeiffer ebenfalls in neun Felder einteilen. Daraus ergeben sich die drei Hauptbereiche für die grundlegenden Strategien:

  • Investitions-Strategien
  • Selektive Strategien
  • Desinvestitions-Strategien

Diese Hauptstrategien können dann mit den Arbeitsschritten des Abschöpfens, Expandierens und Auswählens bearbeitet werden.

Beachte Sie, dass die Strategien an die entsprechende Analyse angepasst werden sollten. Andernfalls sind die Handlungsempfehlungen zu unspezifisch und erzielen nicht den gewünschten Effekt!

Vor- und Nachteile der Matrix nach Pfeiffer et al. in der Portfoliotheorie

Vorteile

  • Einfaches Werkzeug der Technologieanalyse
  • separate Analyse von Produkt- und Prozesstechnologien
  • bei allen Strategischen Geschäftseinheiten gleichzeitig oder sequentiell durchführbar
  • Standardempfehlungen zur Allokation

Nachteile

  • mangelhafte Beachtung von Markt- und Wettbewerbsaspekten
  • keine Integration der Technologieaspekte in übergreifende Planungsprozesse
Portfolio nach Pfeiffer
Portfolio nach Pfeiffer

Technologieportfolio nach Brockhoff

Das Portfolio von Brockhoff versucht, die Technologie-Attraktivität in Abhängigkeit von der Patentposition darzustellen. Die Attraktivität der Technologie steigt, wenn die Patentsituation auf einem Markt „gut“ ist. Was aber heißt das?

Eine „gute“ Patentsituation ergibt sich, wenn ein Unternehmen selbst ein Gros von Patenten für eine Technologie anmelden kann. Das Unternehmen kann sich von Wettbewerbern abgrenzen und selbst die Marktführerschaft in dem betreffenden Produktbereich erlangen. Ist der Markt von fremden Patenten bestimmt, verhindert dies einen Markteintritt. Diese Marktsituation erfordert Lizenzen zur Nutzung der Technologie, um sie rechtskonform zu nutzen. Die Kosten stehen in keiner sinnvollen Relation zum Ertrag.

Die Achsenbezeichnungen

Auf der x-Achse wird die relative Patentposition abgetragen mit folgenden Eigenschaften:

  • Anzahl Patente im Vergleich zum größten Wettbewerber
  • zusätzliche qualitative oder quantitative Evaluation der Patente

Auf der y-Achse wird die Technologie-Attraktivität abgetragen:

  • Technologiepotential
  • mögliche Weiterentwicklungen
  • benötigte Zeit
  • Bedürfnis am Markt nach der Technologie
  • Art & Umfang der Anwendung
  • Verbreitungsprozess / Kompatibilität

Wichtig: Daten und Eigenschaften werden langfristig gesammelt und die durchschnittliche Wachstumsrate der Patentanmeldungen der vergangenen vier Jahre im Verhältnis zu den letzten 16 Jahren dargestellt! Ein langer Zeitraum. Dieser ermöglicht einen sinnvollen Überblick und keinen kurzen Trend.

Die Felder und die Strategien nach Brockhoff

Beim Technologieportfolio nach Brockhoff gelten die drei bekannten Grundtypen der Strategien:

  • Investitions-Strategien
  • Selektive Strategien
  • Desinvestitions-Strategien

Diese Hauptstrategien können mit den Arbeitsschritten Abschöpfen, Expandieren und Auswählen bearbeitet werden. Passen Sie die Strategien an die entsprechende Analyse an, Sie verschenken ansonsten wertvolle Aussagekraft.

Vor- und Nachteile der Matrix nach Brockhoff

Vorteile

  • einfaches Werkzeug der Technologieanalyse
  • Analyse von Patentsituationen auf dem betreffenden Markt
  • in allen Strategischen Geschäftseinheiten gleichzeitig oder sequentiell durchführbar
  • Betrachtung der Technologie-Attraktivität im Zeitvergleich (letzte 4 Jahre im Vgl. zu den letzten 16 Jahren)
  • Standardempfehlungen zur Allokation

Nachteile

  • mangelhafte Beachtung von Markt- und Wettbewerbsaspekten
  • keine Integration der Technologieaspekte in übergreifende Planungsprozesse
  • Entfallen der Analyse von Synergieeffekten, die existieren könnten trotz der schlechten Patentposition

Was lässt sich zu Portfolio-Modellen feststellen?

Wir haben in drei Blog-Beiträgen fünf verschiedene Modelle vorgestellt und das McKinsey-Portfolio in Beispielen und mit Variationen kennengelernt. Die Streuung unserer Informationen folgt dabei dem Portfoliogedanken: Streuung und Diversifikation anwenden, um die Bandbreite deutlich zu machen. Die BCG-Matrix sollten Sie als Unternehmer kennen, die praktische Anpassung der McKinsey-Matrix ebenso. Die Vertiefung in verschiedene Modelle und Theorien hilft Ihnen, tieferes Verständnis zu erlangen. Mit diesem Wissen wird es für Sie ein Leichtes, Portfoliotheorie und Portfolioanalyse, auf Ihr Unternehmen zugeschnitten, zu verwenden.

Die Markowitz-Theorie hilft Ihnen, Ihre Geschäftsbereiche zu evaluieren. Ein Extrembeispiel: Sind Sie als Zulieferer für einen einzelnen Kunden tätig, ist die Ausrichtung auf Kundenwünsche einfach. Sollte Ihr Kunde die Geschäftsbeziehung beenden, ist ihr Risiko hoch, den Markt verlassen zu müssen. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie die Relation von zu erwartendem Gewinn und Risiko aussieht. Treffen Sie diese Entscheidungen nicht aus dem Bauch, sondern gründen Sie sie auf verlässliche Zahlen und Analysen.

Die Variationen der McKinsey-Matrix ermöglichen Ihnen eine Einordnung Ihrer Geschäftsbereiche und Ihrer Innovationsfreude. Ihre Angebote stehen mit Ihrem relativen Marktanteil in Verbindung und haben Aussagekraft über die Stärke Ihres Unternehmens.

Unterschätzen Sie nicht die Macht der Sichtbarkeit – Portfolioanalysen helfen Ihnen mit der richtigen Basis bei der Unternehmensplanung. Praktische Anwendungstipps, hilfreiche Vorlagen und vieles mehr finden Sie in unseren UAS+ Produktbereich! Wir arbeiten kontinuierlich für Ihren Erfolg!

Es grüßt aus Bayreuth

Axel Schröder

Bildquelle: Fotolia, © nullplus