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Risikobewusstsein und Risikomanagement genauer betrachtet

Risikomanagement-Wie Sie Ihre Risiken in den Griff bekommen

Der ursprüngliche Artikel zum Risikomanagement stammt von Yves Mollenhauer und wurde ehemals im Blog denken-prozessen veröffentlicht. Nach Einstellung des Blogs und der Archivierung der Beiträge hier im Blog wurde der Artikel im März 2014 von mir grundlegend überarbeitet. Ausgangspunkt der Überlegungen von Yves Mollenhauer war das Buch IT–Risikomanagement leben! Lesen Sie mehr zu Risikobewusstsein und den Risikomanagement Methoden, die sich in der Praxis bewährt haben.

Risikobewusstsein mit Beispielen im Video!

Was sind typische Risiken im Betrieb und aus welcher Motivation heraus gehen Sie, ich und andere Unternehmer unser individuelles Risikomanagement an? Im Video verrate ich Ihnen die wichtigsten Tipps dazu:

Was ist Risikobewusstsein? Eine kurze Einordnung…

Unter Risikomanagement versteht man ganz allgemein das planmäßige und systematische Identifizieren, Analysieren und Bewerten von Risiken in einer Organisation. Auch Ihr Handwerksbetrieb bzw. Ihr Kleinunternehmen ist eine Organisation, die sich mit Risiken auseinandersetzen muss.

Dieser Ablauf des Identifizierens von Risiken, der Analyse der Risiken, der Bewertung von Risiken, der Steuerung von Risiken und der Überwachung von Risiken wird als fortlaufender Prozess verstanden, der immer wieder von neuem beginnt. Wir sprechen von dem Risikomanagementprozess.

Neben dem im ganzen Unternehmen verankerten Risikomanagement gibt es noch das Risikomanagement als Teildisziplin im Rahmen des Projektmanagements. Risikobewusstsein ist auch hier der erste Schritt.

Will man effektives Risikomanagement in Projekten, wie sie nicht nur in IT-Projekten sondern typischerweise auch im baunahen Handwerk vorkommen, betreiben, sind mehrere Faktoren von entscheidender Bedeutung:

  • Risikobewusstsein
  • Risikomanagementkultur
  • Risikomanagementorganisation
  • Risikoverantwortung
  • Risikokommunikation
  • Risikomanagementprozess

Einführend möchte ich auf den ersten Punkt näher eingehen, das Risikobewusstsein, zumal man im Internet zum Begriff Risikobewusstsein nur überschaubare Ergebnisse findet.

Risikobewusstsein in verschiedenen Bereichen
Risikobewusstsein in verschiedenen Bereichen

Was ist Risikobewusstsein?

Unter Risikobewusstsein versteht man die Sensibilisierung für Gefahren für bestimmte Gefährdungsobjekte. Solche Gefährdungsobjekte können Personen, Tiere, Sachen, Umwelt, Vermögen, Organisationen etc. sein – höhere Gewalt betrifft dagegen meistens den ganzen Markt.

Entwicklung des Risikobewusstseins

Wir Menschen haben durch die Evolution ein unterschiedlich ausgeprägtes Gefühl für Gefährdungslagen erlernt. Das liegt im Wesentlichen an der Lerndauer, die wir zur Verfügung hatten, um das entsprechende Risikobewusstsein aufzubauen.Das sehen wir auch bei den Erfahrungsstufen im Handwerk. Mit der Erfahrung steigt das Bewusstsein für manche Gefahren, aber gleichzeitig wird die Eintrittswahrscheinlichkeit nicht im realen Rahmen warhrgenommen. Der Auszubildened verletzt sich an der neuen Maschine, der Meister eher durch Ablenkung. Im Betrieb raten wir deshalb dringend zur Gefährdungsbeurteilung für mögliche Gefahren.

Alte und neue Risiken für Leib und Leben bewusst werden

Direkte Gefahren für Leib und Leben bzw. die körperliche Unversehrtheit sind so ziemlich die ältesten Risiken, die der Mensch kennt. Auch die Auswirkungen dieser Risiken waren lange Zeit dramatisch. Ein gebrochenes Bein konnte in der Steinzeit einem Todesurteil gleichkommen. Für diese Gefahren haben wir ein ausgeprägtes Risikobewusstsein entwickelt. Zumindest meistens, schließlich gibt es dann auch noch Murphys Gesetz und die Tatsache, dass Unglücke meistens zum unpassenden Zeitpunkt passieren. Aber wie bringen wir das in die Risikomanagement Methoden?

Neuere Gefahren für die Gesundheit sind bei uns weniger fest verhaftet und werden daher auch eher in Kauf genommen, wir haben also ein weniger stark ausgeprägtes Risikobewusstsein und Risikomanagement. Beispiele hierfür sind Designerdrogen, Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit oder Risikosportarten. Besonders in der Arbeitswelt gibt es auch die Gefährdung bei falscher Arbeitsbelastung: Burnout und Boreout unter Mitarbeitern mit dem Folgerisiko fürs Unternehmen: Fachkräftemangel.

Risikobewusstsein entwickeln für alle anderen Risiken

Denkt man nun an eher abstrakte Risiken wie eine Betriebsunterbrechung in einem Zimmereibetrieb durch den Ausfall der Festplatte, auf der die Abbundsoftware installiert ist, dann sinkt das Risikobewusstsein schnell auf ein sehr niedriges Niveau. Man ist sich der Risiken mangels Erfahrung einfach noch nicht bewusst. Und hier setzt das systematische Risikobewusstsein an, mit dem Sie daran arbeiten, Sicherheit für Ihr Unternehmen zu schaffen, ohne alles in Watte zu packen oder jede mögliche Versicherung abzuschließen. Der erste Schritt ist immer die Bewusstmachung, was schief gehen kann – bevor es schief geht.

Risikobewusstsein erlangen – Ideen für Handwerker

Ein Risikobewusstsein kann man nicht verordnen. Weder im Privatleben, noch im Handwerksbetrieb noch im Industrieunternehmen. Es gibt auch kein Risikobewusstsein eines Unternehmens. Das Risikobewusstsein und das damit verbundene Risikomanagement ist ein Wesenszug bei uns Menschen als Individuen, die ein Gespür für Gefahrenlagen entwickelt haben.

Risikomanagement Methoden für noch unbekannt Risikobereiche

Aber dort, wo wir mangels Erfahrung noch kein Gespür dafür erlangt haben, hilft es, seine Geschäftsprozesse auf die Frage hin zu untersuchen, was schief gehen könnte. An jeder Station, bei jedem Material, an jeder Schnittstelle und jeder Maschine gibt es Risiken von der schadhaften Lieferung über die vergessene Reinigung, einer fehlenden Angabe auf dem Auftragsdokument bis zu den bekannten gesundheitlichen Risiken wie der fehlenden Schutzausrüstung. Die Folgen sind dabei nicht nur gesundheitlich relevant, sondern auch organisatorisch, für Kundenbindung, Marktposition und allgemein finanziell.

Ausgangspunkt sind damit wieder die Geschäftsprozesse, denn hier ist dokumentiert, was man in seinem Unternehmen so macht und wie die Wertschöpfung gestaltet wird. Risikobewusstsein, Risikomanagement und Prozessmanagement sind die Geschwister derselben Familie, sie gehören einfach zusammen.

Wenn bei Ihnen die Prozesse noch nicht dokumentiert sind, sollten Sie sich jetzt eine ganz wichtige Frage stellen:

Was passiert mit dem Unternehmen, wenn derjenige, der das unternehmerische Wissen im Kopf hat, plötzlich und für immer ausfällt?

Das kann z.B. durch einen furchtbaren Unfall passieren (ein tragisches Beispiel aus meiner Heimatstadt (https://www.kurier.de/inhalt.bayreuth-guenther-wenzel-ist-tot.0d2caf59-97ed-45d8-9952-dfaade6dd17d.html). Sie sehen, diese Gefahren sind nicht so abstrakt, wie man denkt. Und gerade das Risiko „singuläres Wissen“, wenn es nur eine Person gibt, die etwas im Unternehmen kann, ist häufig unterschätzt bis zum Ernstfall.

Beginnen Sie, Ihr Risikobewusstsein zu schulen, indem Sie anfangen Ihre Geschäftsprozesse zu dokumentieren! Eine Hilfestellung dazu finden Sie hier im Blog unter der Kategorie Prozessmanagement.

Prozessmanagement und Risikobewusstsein im Blick

Sicher können hier noch weitere Faktoren des Risikomanagements aufgezählt werden. Der letzte Punkt in meiner Aufzählung  zeigt, dass es auch im Risikomanagement immens wichtig ist sich mit Prozessen auseinander zu setzen und in Prozessen zu denken.

Womit der Brückenschlag von den Risikomanagement Methoden über das Prozessbewusstsein zum Risikobewusstsein bereits geschlagen ist. So verwundert es überhaupt nicht, dass nahezu alle professionellen Prozessmanagementsuiten eigene Risikomodelle und Risikokataloge vorhalten.

Dieser kleine Artikel soll jetzt aber nicht das gesamte Themenspektrum der Risikomanagement Methoden behandeln – vielmehr soll er zu einer Artikelserie einleiten – die sich mit den Prozessen im Risikomanagement beschäftigt.

In den weiteren Artikeln halten wir uns an die Abfolge des Risikomanagementprozesses und gehen die einzelnen Stationen genau durch.

Risikobewusstsein im Risikomanagementprozess
Risikobewusstsein im Risikomanagementprozess

Der erste Schritt: Risikobewusstsein und Risikoanalyse

Den Prozess beginnen wir mit der ersten der Risikomanagement Methoden – der Risikoanalyse nachdem ein oder mehrere Risiken identifiziert (Risikoidentifizierung) wurden.

Im Anschluss folgen die weiteren Prozessschritte in der dargestellten Reihenfolge. Da Risikomanagement keine einmalige Tätigkeit in Projekten ist, sondern über die gesamte Projektlaufzeit betrieben wird, endet der Prozess mit dem Ende des Projekts oder wenn es keine Risiken mehr gibt.

Letzteres ist jedoch sehr unwahrscheinlich – das es im Laufe eines Projektes eintreten wird.

Ich würde mich freuen, wenn ich Ihre Neugier geweckt habe und Sie animieren kann, auch die Folgeartikel zum Risikomanagement auf meinen Blog zu lesen.

Literaturtipp „IT-Risikomanagement leben“

Auch wenn es für die IT-Risiken geschrieben ist, lassen sich die Informationen aus dem Buch „IT-Risikomanagement leben“ von Fabian Ahrends und Anita Marton leicht auf andere Branchen übertragen. Bemerkenswert ist vor allem das im Buch enthaltene Risiko- und Maßnahmenlexikon. Auf über 160 Seiten haben die Autoren nach einem einheitlichen Schema Risiken zusammengetragen und prägnant beschrieben.

Folgendes Beschreibungsschema wurde verwendet:

  • Risikosatz
  • Risikobeschreibung
  • Indikatoren
  • Darstellung der Risikomatrix und des magischen Vierecks
  • Maßnahmen
  • Beziehungen
  • Identifizierer und Überwacher

Allein diese Zusammenstellung und Beschreibung des Risikolexikons – lohnt die Anschaffung des Buches – aber auch alle anderen Kapitel sind sehr spannend und jeder kann hier viel über Risikomanagement dazulernen – nicht nur für IT-Projekte!

Auf der Internetseite https://www.risikomanagement-leben.de/das-buch/ können Sie noch mehr zum Buch, den Inhalten und über das Autorenteam erfahren.

Die Kurzfassung: Was ist Risikobewusstsein im Risikomanagement?

Was ist Risikomanagement?

Das Risikomanagement hilf Unternehmen verschiedenste Risiken im Tagesgeschäft, bei Projekten oder weiteren Tätigkeitsfeldern zu identifizieren und damit zu vermeiden. Ein wichtiger Bestandteil ist hierbei das Risikobewusstsein sowie das Qulitätsmanagement.

Wann betreibt man Risikomanagement?

Egal ob KMU oder ein international aufgestelltes Unternehmen. Verschiedenste Einflussfaktoren, extern sowie intern, können unvorhersehbare Risiken mit sich bringen. Daher ist es notwendig, das Risikomanagement im Unternehmen aktiv zu managen und laufend zu optimieren.

Ist das Risikomanagement rechtlich geregelt?

Die durch den Gesetzgeber vorgeschriebene „allgemeine Sorgfaltspflicht“ regelt die „ordentliche Geschäftsführung“. Hier ist auch das Risikomanagement verankert, die Form sowie der Umfang sind jedoch nicht vorgegeben.

Es grüßt aus Bayreuth
Axel Schröder

Bildquelle: Fotolia, © Gino Santa Maria