Lean Management vs Prozessmanagement ❓

Häufig bekommen wir von Unternehmern die Frage gestellt, ob sie lieber Lean Management oder Prozessmanagement angehen sollen. Denn gerade in KMU sind beide Organisations-Formen sinnvoll einsetzbar. Aber was sind die großen Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten? Ist es denn Lean Management vs Prozessmanagement? Was passt besser zu Ihrem Betrieb oder müssen Sie sich doch gar nicht entscheiden?

Voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Lean Management vs Prozessmanagement – die Grundlagen

Sowohl Lean Management als auch Prozessmanagement haben klare Funktionen für die Organisation eines Unternehmens: Sie strukturieren die Aufgaben und die Zusammenarbeit, haben klare Zielsetzungen und spüren Probleme auf. Dabei gibt es Parallelen und Unterschiede:

	Lean Management	Prozessmanagement
Fokus auf Arbeitsart:	verschwendungsarmes Arbeiten	effiziente, reibungslose Arbeitsabläufe
Wirkungsbereich:	vom Mitarbeiter aufwärts	von der Führung abwärts
Zielsetzung:	für tägliche Arbeit relevant	für Prozessziele relevant
Fokus auf:	Probleme im operativen Ablauf	Probleme im Prozessablauf
Einbindung Mitarbeiter	Problem- und Lösungssuche	Bei Analyse und zur Ausführung
Top down oder bottom up?	Bottom up	Top down

Mit dieser ersten Übersicht sehen wir zuerst die Unterschiede beider Management-Ansätze. Häufig kommen Methoden der einen oder anderen Richtung dann zum Einsatz, um bei Veränderungen zu unterstützen: Shopfloor Management eignet sich, um Prozess-Veränderungen auf der ausführenden Ebene umzusetzen und die Mitarbeiter einzubinden. Die Prozessmodellierung hilft dagegen, einen Überblick über die anfallenden Arbeiten und deren Organisation zu bekommen.

Lean vs Prozess: Klare Worte und Praxisbeispiele im Video!

Aber wie sieht das nun in der Praxis aus? In der Regel steht niemand vor seinem Unternehmen und beschließt, dass die Organisationsform Prozessmanagement oder Lean Management ist. Eine Tendenz ist in der Regel durch das gewachsene Unternehmen vorhanden und jetzt geht es um die die richtige Weichenstellung für die Zukunft. Sehen und hören Sie mehr dazu in unserem Video:

Welche Schwerpunkte setzen die beiden Methoden?

Der wichtige Punkt bei der Auseinandersetzung ist doch die Frage nach der grundlegenden Ausrichtung. Lean Management sieht zum Beispiel ein Unternehmen als großes Ganzes, das in seiner Umgebung eingebunden ist. Die fünf Lean Prinzipien setzen sich dabei durch jeden Arbeitsschritt, jede Einheit und vom kleinsten bis zum größten Ziel durch. Die fünf Lean Prinzipien sind dabei:

1. Wertangebot für den Kunden
2. Wertstrom erkennen
3. Flussprinzip für gleichmäßige Auslastung
4. Pull-Prinzip für Arbeit nach Kundentakt
5. Streben nach Perfektion.

Gerade der letzte Punkt unterscheidet und vereint deshalb Lean und Prozessmanagement. Denn der beste Prozess läuft perfekt mit vorhersehbaren und gleichbleibenden Ergebnissen ab. Allerdings besteht hier immer eine Schwierigkeit, wenn Prozesse ohne die Mitarbeit der ausführenden Prozessexperten festgelegt werden. Lean Management arbeitet dagegen von oben nach unten und unten nach oben. Nur dann, wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter entwickeln, sind diese in der Lage, selbstständig Lösungen zu finden. Eine Organisation benötigt dazu klare Zielsetzungen, die nicht jeder Mitarbeiter kennen muss. Mit Hoshin Kanri sorgt Lean Management deshalb dafür, dass jeder seinen Teil zum Großen beitragen kann. Im Prozessmanagement stoßen wir dagegen häufig auf Widerstände, wenn Prozesskennzahlen als persönliche Leistungskontrolle missverstanden werden. Hier braucht es Feingefühl, um Mitarbeiter mitzunehmen.

Handelt es sich um Lean Management vs Prozessmanagement?

Oder nicht doch um Lean Management plus Prozessmanagement für rund laufende Betriebe? Gerade in kleineren Unternehmen haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Aktivierung der Mitarbeiter als Betriebszugehörige leichter fällt über Lean Methoden wie Kaizen, 5S-System oder Einführung von Lean Standard Work. Häufig wünschen sich Mitarbeiter klarere Vorgaben, die mangels Prozessmanagement aber nicht existieren. Ein Lean Standard sorgt deshalb für mehr Sicherheit – ohne dass Sie Prozesslandkarten entwickeln müssen.

Aber auch Prozesse verbessern funktioniert mit Lean Methoden entspannter, wenn die erste Hürde überwunden ist. Denn eines dürfen Sie nicht vergessen: Lean Management ist nicht eine Werkzeugtasche, aus der Sie sich das jeweilige Instrument nehmen, sondern ein integriertes Komplettsystem, das mit dem richtigen Mindset funktioniert.

Einige Beispiele für Lean Management und Prozessmanagement:

• Ständig sind Werkzeuge verlegt. Deswegen kommt jetzt ein Schattenbrett an die Wand, das allerdings keiner richtig nutzt, das Werkzeug liegt weiter woanders. Der Prozessmanager sagt: „Der Prozess ist nicht stabil, wir brauchen Peilsender an den Geräten.“ Der Lean Manager sagt: „Hallo Mitarbeiter, warum nutzt eigentlich keiner das Schattenbrett?“ – Die Mitarbeiter erklären, dass das Schattenbrett außerhalb der Laufwege ungünstig angebracht ist. Gemeinsam legen Sie den neuen Ort fest, weil die Idee schließlich super ist. Die Werkzeuge hängen nach der Nutzung wieder am Brett.
• Der neue engagierte Teamleiter ist Lean-begeistert und organisiert sein Team nach Taktzeiten. Da er sich aber weder mit dem Prozessmanagement beschäftigt hat, noch mit den Prozesslieferanten und -kunden, fehlt es öfter auf der einen Seite und auf der anderen Seite stapeln sich die Bestände. Eine kurze Absprache über die bestehenden Prozessstrukturen hätte ergeben, dass an dieser Stelle keine andere Möglichkeit besteht als eine vorgegebene Losproduktion. Denn auch ein SIPOC als Lean Prozess erfasst nicht die ganze Organisation wie die Prozesslandkarte.

Also Lean Management vs Prozessmanagement oder macht die Kombination aus beiden Methoden mehr Sinn als die Summe der Einzelteile?

Unsere Empfehlung: Lean-Prozessmanagement!

Wir arbeiten seit Jahren mit diesem kombinierten Prinzip und haben in klein- und mittelständischen Betrieben die positiven Ergebnisse begleitet. Denn welche Methode auch die stärkere in einem Unternehmen ist, die andere unterstützt auf natürliche Art und Weise. Lean Management bindet den wertvollen Mitarbeiter ein, während sich Prozessmanagement mit der Struktur befasst. Gemeinsam sorgen beide für zufriedene, motivierte Mitarbeiter, die durch die richtige Unternehmenskultur an strukturierten Lösungen mitarbeiten statt passiv Befehle zu empfangen.

Das klingt spannend und könnte auch bei Ihnen funktionieren? Melden Sie sich einfach bei uns und wir besprechen unverbindlich die Situation in Ihrem Unternehmen. Denn uns liegt es am Herzen, dass Betriebe besser gerüstet in die Zukunft gehen – bottom up und top down!

Herzliche Grüße

Ihr Axel Schröder

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