In Management-Kreisen ist das Pull-Prinzip kein neues Thema. Wir wollen Handwerk und KMUs in Kontakt mit dieser Methode bringen, die eigene Produktion an den Kundenbedarf anzupassen. Früher galt häufig „mehr, schneller, billiger“. In manchen Bereichen trifft das weiterhin zu, allerdings wandelt sich das Marketing. Der Handel mit individuellen Produkten im engen Kontakt zum Käufer wächst, Massenware hat teils einen billigen, damit schlechten Ruf. Wie arbeiten aber Ladeninhaber, Handwerker und Manufakturbetriebe an dem passgenauen Kundenkontakt mit abgestimmter Fertigung? Anders gefragt:
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Pull Prinzip?
Das Pull Prinzip bildet neben den vier anderen Säulen:
- Wertdefinition des Kunden
- Identifikation des Wertstroms
- Wertstrom als ruhiger Fluss und
- das Streben nach Perfektion
die Lean Prinzipien des Lean Managements. Hierbei geht es nicht darum, Waren in den Markt zu drängen, sondern Informationen aus ihm heraus zu ziehen – Pull statt Push! Aufgrund dessen wird das Pull Prinzip oft als „rückwärtsziehende Fertigung“ durch alle Prozessschritte bezeichnet. Wenn kein Signal der Nachfrage kommt, zeigt die Produktion keine Aktivität – Lagerbestände bleiben klein und Produkte kommen nur nach Bedarf in die Logistik.
Wie funktioniert das Pull-Prinzip?
Entgegen der klassischen Sichtweise, des Push-Prinzips, erfolgt das Ziehen – der Pull – der Prozesse im Kundentakt aus dem Markt. Arbeit fällt bei tatsächlichem Bedarf an und wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind. Ein Betrieb produziert erst, wenn Nachfrage entsteht. So gelingt es, Arbeit zum richtigen Zeitpunkt zu erledigen und keine Verschwendungen aufkommen zu lassen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei Kanban. Kanban und die sogenannte ziehende Fertigung gehen Hand in Hand. Sobald ein für die Fertigung benötigtes Produkt verbraucht wurde, wird ein Signal mit Informationen an die darunterliegende Fertigungsstufe gesendet. Diese Ebene beginnt dann mit der erneuten Produktion des Produkts. Die Ausführung des Prozesses erfolgt mit einer sogenannten vorgefertigten Kanban-Karte. Ein Prozessschritt zieht mehrere Schritte nach sich: Beispielsweise startet bei der Auslieferung eines hergestellten Artikels die erneute Produktion dieses Produkts mit all ihren Teilschritten. Lean Games helfen, spielerisch diese Methode zu erlernen und Gemba Walks ermöglichen den Erfahrungsaustausch vor Ort!
Welche Vorteile hat Pull statt Push?
Das Pull-Prinzip findet Anwendung, um kürzere, schlankere Prozesse zu modellieren und Schnittstellen miteinander zu verknüpfen. Optimierte Abläufe sind die Folge, um Verschwendungen zu vermeiden und Aufträge rechtzeitig fertigzustellen und zu liefern. Die Arbeit findet zum richtigen Zeitpunkt statt, hat eine schnellere Bearbeitung und bleibt nicht auf dem Schreibtisch liegen. Änderungen in der Bestellung bzw. spezielle Anfertigungen entsprechen dem Arbeitsablauf und sind individuell angepasst. Durch die Anwendung des Pull Prinzips entfallen Zwischen- und Endlager. Das sorgt dafür, dass weniger Zeit für die Suche und den Transport einzelner Bauteile anfällt, sodass die Kosten sinken. Zudem findet eine personelle Entlastung statt: Der Einsatz von Personal ist entspannter, die Geschäftsprozesse folgen klaren Abläufen.
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Wie und wo kommt das Pull Prinzip zum Einsatz?
Eingesetzt wird das Pull- Prinzip überall dort, wo Prozesse verbessert werden können bzw. verbessert werden müssen. In der Fertigung verschiedenartiger Produkte findet es im Zusammenspiel mit Kanban Verwendung. Durch die nachfragebedingte Fertigung wird auch die Logistik und die Lieferkette (Supply Chain) des Unternehmens darauf ausgerichtet. Das klappt in kleineren Losgrößen und höherer Varianz mit Quick Response Manufacturing. Wird ein Kernprodukt in der Fertigung verbraucht, muss dessen Bestand aufgestockt werden. Dadurch ist sichergestellt, dass alles für einen neuen Auftrag vorrätig ist. Mithilfe einer Kanban Karte kann dieses Vorgehen leicht umgesetzt werden. Somit spielt die Supply Chain eine wichtige Rolle bei der Einführung der Pull-Strategie. Arbeitet ein Unternehmen mit einem Logistik-Partner zusammen, welcher unflexibel ist oder lange Zeit für die Beschaffung braucht, ist das System ungeeignet. Die Beschaffungsstrategie muss sich anpassen können. Um hier richtig kleinere Unternehmen zu optimieren, raten wir zu Lean-Prozessmanagement als beste Verbindung beider Organisationsmethoden!
Verschiedene Bereiche der Pull- statt Push-Strategie
Das Pull-Prinzip lässt sich vielfältig einsetzen, auch in der Kundenbetreuung. Der richtige Umgang mit den Kunden ist essenziell für den Erfolg eines Unternehmens: Baut er eine positive Bindung zu dem Unternehmen auf, verbreitet sich diese weiter und neue Kunden können gewonnen werden. Dadurch kann individuell im analogen und Internet Marketing plus Service auf den Kunden eingegangen werden und seine Ansprüchen erfüllt. Aber kennen Sie eigentlich die Kundenstimme? Die Voice of the Customer? Mit Ihrer Hilfe gelingt es, das Pull-Prinzip über den Critical to Quality Tree in messbare Ziele zu übertragen.
Tipps für die Navigation hin zum Pull-Prinzip
Entscheidend für die Einführung des Pull-Prinzips ist das Management. Soll eine Umstrukturierung der Fertigung und der Wertschöpfungskette stattfinden, muss zuerst überprüft werden, ob es organisatorisch möglich ist. Ein guter Überblick über regelmäßige Betriebsrundgänge ist hier unerlässlich. Sind genügend Kapazitäten für den vorübergehenden Mehr-Aufwand vorhanden, kann der Wandel zu einer schlankeren Produktion für das Unternehmen beginnen. Dafür ist das richtige Arbeitsumfeld wichtig. Motivierte Mitarbeiter unterstützt die Einführung mehr, als diejenigen welche das Pull-Prinzip ablehnen. Ein guter Kontakt im Shopfloor Management zu jedem Partner und Mitarbeiter hilft ungemein, die neuen Leitlinien einzubringen. Führen Sie Ihre Angestellten an das Produkt, die Ziele und die Vorteile heran. Wenn Sie den Nutzen des Handels „Push gegen Pull“ verdeutlichen, holen Sie Ihre Mitarbeiter als Partner an Ihre Seite!
Es grüßt aus Bayreuth
Axel Schröder
Bildquelle: Canva © shironosov
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