Weiterbildung spielt eine große Rolle für die Mitarbeiterbindung sowie die Kompetenz im eigenen Betrieb. Ein Mitarbeiter, der immer weiter lernt, ist ein Gewinn für jedes Unternehmen. Diesem Mitarbeiter die Weichen zu stellen indem man ihm Möglichkeiten für die persönliche und professionelle Weiterentwicklung zu bieten fördert nicht nur ihn selbst, sondern auch das Betriebsklima. Maßnahmen zur Förderung lassen sich sowohl auf die Anforderungen des Betriebs als auch auf die Wünsche und Ziele der einzelnen Mitarbeiter abstimmen. Es ist wichtig, dies als eine chancenreiche Investition und nicht als riskante Kostenstelle zu betrachten.
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Mitarbeiterverlust ist teuer
Einen Mitarbeiter zu verlieren ist teuer. Dennoch stützen sich viele Unternehmen noch heute auf die „Jeder ist ersetzbar“ Plattitüde. Fluktuationen zu vermeiden würde bedeuten, sich mit den Problemen und Anregungen der Mitarbeiter zu beschäftigen und Änderungen vorzunehmen. Dies zieht natürlich auch Kosten mit sich die durchschaubarer sind als die Kosten für den Verlust von Mitarbeitern. Dabei können sich diese „auf das 2,5-fache eines Jahresgehaltes summieren“.
Von mehr Fehltagen bis hin zu hohen Werbungskosten und der Einarbeitung – Mitarbeiter zu verlieren ist teuer und sollte so gut es geht vermieden werden. Offene Kommunikation und ein gutes Angebot sind Kernelemente der Mitarbeiterbindung (Tipp: Hintergrundartikel zu Mitarbeiterbindung: Mitarbeiterbindung & Führungsstil). Zu wenig Wertschätzung, Gehaltswünsche und mangelnde Aufstiegs- und Weiterbildungschancen gehören zu den wichtigsten Kündigungsgründen in Deutschland.
Es gilt also, den Verlust von Mitarbeitern so gut wie möglich zu vermeiden und Mitarbeiter zu binden. Das Angebot zur Weiterbildung auszubauen ist eine Möglichkeit, dies zu erreichen.
Warum Weiterbildung?
Für viele Menschen ist ihre Arbeit ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie identifizieren sich mit dem, was sie tun. Sie möchten sich stetig in ihrem Beruf verbessern. Stagnation ist oft der erste Schritt in Richtung Unzufriedenheit und sorgt für späteren Umgang mit schwierigen Mitarbeitern. Zusätzlich bedeutet mehr Wissen auch höhere Qualifikation. Das ebnet den Weg zu Gehaltserhöhungen und Beförderungen. Auch Maslows Pyramide der Bedürfnisse bestätigt, dass Bedürfnisse des Individuums und Selbstverwirklichung wichtig für die Zufriedenheit des Menschen sind. Daher sollten sie nicht missachtet werden.
Akzeptieren wir Weiterbildung als wichtig für die Entwicklung der Mitarbeiter, können wir diese auch als Potential für den Arbeitgeber erkennen. Schließlich gewinnt er durch solche Förderungen sowohl qualifizierte als auch loyale Mitarbeiter.
Der Arbeitgeber als Gönner
Der klare Gewinn für den Arbeitgeber liegt auf der Hand: Qualifizierte Mitarbeiter sind gut für das Geschäft und steigern Qualität und Produktivität. Außerdem profitiert der Arbeitgeber durch eine bessere Unternehmenskultur und höhere Motivation. Daneben sind Fördermaßnahmen aber auch gute Vermarktung für ein Unternehmen. Sie ziehen Interessenten an. Im heutigen Arbeitsmarkt können es sich Firmen nicht leisten, ohne besondere Vorteile dazustehen. Besonders junge Mitarbeiter wählen ihren Arbeitsplatz nicht mehr nur nach dem Gehalt. Ein Blick auf aktuelle Stellenanzeigen bestätigt: Extras werden überall angeboten. Dabei ist die Größe des Unternehmens nicht unbedingt relevant.
Wichtig bei der Wahl der Extras ist es, zuzuhören. Man darf nicht einfach annehmen zu wissen, was Arbeitnehmer wollen. Eine Umfrage aus 2016 von kununu zeigt klar und deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen sind:
Fragen und zuhören ist also angesagt. Auch die Studie „The Employee Voice“ von Peakon beschäftigt sich mit dem Thema. Die weltweite Onlinebefragung von Arbeitnehmern ergab unter Anderem: Mitarbeiter, die etwa ein oder zwei Jahre im Unternehmen sind „beginnen bereits, nach neuen Herausforderungen zu suchen, um ihr berufliches Wachstum fortzusetzen, und beziehen sich in ihren Kommentaren darauf, wobei sie Ausbildungskurse und Wachstums- oder Projektmöglichkeiten häufiger erwähnten als andere Gruppen.“ Auch bei Mitarbeitern, die länger im Unternehmen sind (zwei bis fünf Jahre), spielen laut der Peakon Studie Weiterbildung und Aufstiegschancen eine wichtige Rolle. Hinzu kommt der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance.
Mit dem richtigen Angebot positioniert sich der Arbeitgeber also als Gönner. Er fördert nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern erhöht auch die Chancen auf Bewerbungen von qualifizierten neuen Mitarbeitern.
Im Bewerbungsprozess halten Sie idealerweise bereits mögliche Weiterbildungen fest, in deren Genuss neue Mitarbeiter kommen können.
Möglichkeiten der Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es viele. Dabei wird zwischen persönlichen und professionellen Weiterbildungen für gewöhnlich unterschieden:
Persönlich
Diese Art der Weiterbildung versteht sich als Entwicklung der Soft Skills. Dabei kann es um Coachings gehen, die die Teamfähigkeit verbessern; Workshops für verhandlungssicheres Auftreten; oder auch Seminare zum Verbessern des Zeitmanagements. In der Regel sind dies kurzfristige Programme, die individuell oder in Gruppen abgehalten werden können. Oft kommen die Anbieter auch zu den Firmen, um die Kurse dort durchzuführen. Konfliktmanagement kommt beispielsweise dem gesamten Betrieb zugute. Bei den Angeboten werden stets diese sogenannten Soft Skills gefördert:
- Kommunikationsfähigkeit
- Kritik- und Konfliktfähigkeit
- Gewissenhaftigkeit
- Flexibilität
- Engagement
- Durchsetzungsvermögen und
- Selbstdisziplin
Professionell
Für die professionelle Weiterbildung gibt es viele Optionen:
IHK
Die IHK bietet unterschiedliche Kurse und Seminare an, durch die sich Mitarbeiter auf dem neuesten Stand halten, weiterbilden oder umschulen können. Unternehmen können mit ihrer lokalen IHK in Kontakt treten, um regelmäßig über passende Angebote informiert zu werden. Dabei sollten sie beachten, dass Kurse oft ganze Tage in Anspruch nehmen und Mitarbeiter dementsprechend an bestimmten Tagen ausfallen.
E-Learning
Die Digitalisierung zieht viele Vorteile mit sich. So gibt es ein breites Angebot an Kursen im Netz, die für so gut wie jedes Fachgebiet nützlich sind. Vorteil dieser Kurse sind einerseits die Kosten und andererseits die Flexibilität. E-Learning kann jederzeit begonnen werden und passt sich so an das Arbeitspensum an. Insbesondere für den Aufstieg in eine Position wie Teamleiter oder für das Erlernen neuer Fachgebiete bieten sich solche Kurse an. Stark vertreten sind sowohl Online Marketing als auch Programmierung als Kursangebot.
Das E-Learning Angebot ist meist kostengünstig und risikoarm. Damit es von Mitarbeitern aber auch als Bonus anerkannt wird, empfiehlt es sich, ihnen während der Arbeitszeit Raum dafür zu lassen. Zum Beispiel können wöchentlich ein bis zwei Stunden für Weiterbildung eingeräumt werden.
Fernstudium
Immer beliebter wird das Fernstudium. Für die Mitarbeiter ist der Reiz, einen höheren und anerkannten Abschluss zu erhalten. Der Arbeitgeber erhält durch die Förderung in der Regel einen loyalen und qualifizierten Mitarbeiter. Für ein Fernstudium bedarf es allerdings genauer Absprachen und guter Kommunikation. Auch wenn es flexible Studienmodelle gibt, die mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen, birgt ein Fernstudium ein größeres Risiko als andere Weiterbildungen. So kann der Student unter starkem Druck stehen, wenn sich das Arbeitspensum nicht flexibel anpassen kann. Viele Arbeitgeber beteiligen sich ganz oder zum Teil an den Studiengebühren und arbeiten mit dem Mitarbeiter zusammen, um einen Plan zum Erfolg zu entwickeln. Diese Kommunikation ist wichtig – für den Erfolg sowie die Mitarbeiterbindung.
Das Studienangebot ist recht breit gefächert, sodass es für so gut wie jeden Betrieb einen passenden Studiengang gibt. Dabei gibt es sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge. Die Chancen und Risiken eines nebenberuflichen Studiums sollten im offenen Gespräch zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem ausgewertet werden.
Das Prinzip des Misstrauens
Menschen versuchen, Risiko zu meiden. Deshalb sind wir – insbesondere in der Arbeitswelt – oft misstrauisch. Daher sehen viele Firmen es als Risiko an, ihre Mitarbeiter auf eigene Kosten weiterzubilden. Schließlich hält sie nichts davon ab, das Unternehmen nach abgeschlossener Qualifikation zu verlassen. Das hieße, man habe Zeit und Geld in den Profit eines anderen Unternehmens investiert.
Dieses Prinzip des Misstrauens sollte so schnell wie möglich verworfen werden. Es bedarf für ein gutes Betriebsklima unbedingt Vertrauen. Hinzu kommt, dass ein Mangel an Angeboten zur Weiterbildung oder zum Aufstieg ein größeres Risiko für mögliche Kündigungen darstellen. Dass dies mehr als doppelt so viel wie das Jahresgehalt des Mitarbeiters kostet, haben wir ja bereits gelernt.
Chancen und Nutzen einer Weiterbildung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Möglichkeit, dass qualifizierte Mitarbeiter abgeworben werden oder von sich aus kündigen, besteht immer. Extras wie Weiterbildungen zu bieten ist eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Was in jedem Fall bleibt ist eine positive Meinung von der Firma. Diese wirkt sich extrem positiv auf das Betriebsklima und auch das Image der Firma aus. Ein gutes Betriebsklima senkt das Risiko der Kündigungen. Ein gutes Image der Firma nach außen fördert eine hohe Quote von qualifizierten Bewerbungen.
Mit bestem Gruß,
Axel Schröder
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